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Ukraine aktuell: Selenskyj dankt Flugabwehr

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj dankt Flugabwehr für “Zerstörung des Bösen”
  • Weitere Angriffe auf Kiew in der Nacht
  • Bundespräsident Steinmeier besucht Litauen
  • Ukrainischer Minister bringt deutsche Eurofighter ins Gespräch
  • Polen schließt Grenze für Lkw aus Belarus und Russland

Nach massiven russischen Angriffen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj der Flugabwehr des Landes gedankt. Es habe zwar einige Einschläge gegeben, aber die meisten Drohnen und Raketen seien abgeschossen worden, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft.

Es seien mindestens einige Hundert Menschenleben an einem Tag gerettet worden. Die Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot hätten geholfen, “das Böse” zu zerstören, meinte Selenskyj. Er forderte weitere Hilfe, um die Verteidigung des Landes zu vervollkommnen. Selenskyj berichtete auch, dass er sich mit der Militärführung getroffen habe, um die Schritte der Großoffensive gegen die russische Invasion zu besprechen.

Massive Luftangriffe auf Kiew

Russland hatte am Montag massive Luftangriffe auf die Ukraine verübt, auch auf die Hauptstadt Kiew. In einigen Vierteln der Stadt gingen brennende Trümmer abgeschossener Raketen nieder. Noch nie hat es in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar vorigen Jahres so viele Angriffe innerhalb eines Monats gegeben.

Toter bei neuen Angriffen in der Nacht

Auch in der Nacht zum Dienstag wurde Kiew weiter angegriffen. Die Militärverwaltung gab an, dass mehr als 20 Drohnen von den Luftabwehrsystemen  abgefangen wurden. Der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, sprach von einem “massiven Angriff”, der in mehreren Wellen erfolgt sei. Russland habe ausschließlich iranische Shahed-Drohnen eingesetzt, schrieb Popko auf Telegram. Mehrere Bezirke der Stadt waren nach Behördenangaben betroffen.

Brennendes Hochhaus nach russichem Drohnenangriff auf Kiew

Brennendes Hochhaus nach russichem Drohnenangriff auf Kiew

Bei einem Hochhausbrand durch herabfallende Trümmer eines zerstörten russischen Flugkörpers kam offiziellen Angaben zufolge mindestens ein Mensch ums Leben. Eine weitere Person liege im Krankenhaus und zwei weitere seien verletzt, teilte der Bürgermeister der Stadt, Vitali Klitschko, mit. Die Kiewer Militärverwaltung erklärte, dass die beiden oberen Stockwerke des Wohnhauses zerstört wurden und sich noch Verschüttete unter den Trümmern befinden könnten.

Resnikow schlägt Eurofighter-Einsatz vor

Mit Blick auf die sogenannte Kampfjet-Koalition für die Ukraine hat der Verteidigungsminister des Landes, Oleksij Resnikow, eine deutsche Unterstützung mit Eurofighter-Kampfjets vorgeschlagen. “Wenn Großbritannien und Deutschland ihre Kapazitäten beim Eurofighter zusammenlegen würden, wäre das ein wichtiger Schritt”, sagte Resnikow den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Zwei Eurofighter der Bundeswehr starten zu einer Übung

Zwei Eurofighter der Bundeswehr starten zu einer Übung

Es gebe ja bereits eine internationale Koalition aus Kampfpanzern mit dem Kernmodell des deutschen Leopard 2 sowie Abrams aus den USA und britischen Challengern. “Genauso könnten wir eine Kampfjet-Koalition mit dem Kernmodell F-16 sowie Eurofightern und Gripen bilden”, sagte Resnikow. Gripen-Jets werden vom schwedischen Unternehmen Saab produziert. Zunächst würde die Ukraine es aber begrüßen, wenn Deutschland sich an der Ausbildung der ukrainischen Piloten an Eurofightern beteiligen würde, fügte Resnikow hinzu. 

Steinmeier nimmt Angehörige von Soldaten mit

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet an diesem Dienstag in Vilnius eine Konferenz zum 700-jährigen Bestehen der Stadt und zu den seitdem gewachsenen deutsch-litauischen Beziehungen. Zuvor trifft er sich mit Staatspräsident Gitanas Nauseda, der ihn zu der Konferenz eingeladen hatte.

Am Nachmittag will sich Steinmeier auf dem Truppenübungsplatz Pabrade ein Übungsschießen des von Deutschland geführten multinationalen Gefechtsverbandes anschauen. Steinmeier hat Angehörige der dort stationierten knapp 800 deutschen Soldatinnen und Soldaten nach Litauen mitgenommen, damit diese ihre Verwandten für einen Tag wiedersehen können. Er will den Familien auf diese Weise dafür danken, dass sie die Belastungen dieses Einsatzes auf sich nehmen, der zur Sicherung der NATO-Ostflanke gegen eine mögliche russische Aggression dient.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Bundeswehrsoldaten und deren Angehörigen am Flughafen in Vilnius

Steinmeier mit Bundeswehrsoldaten und deren Angehörigen am Flughafen in Vilnius

Die Soldatinnen und Soldaten würden dafür wertgeschätzt, was sie zum Schutz von Freiheit und Demokratie leisteten, sagte Steinmeier am Montagabend vor seinem Abflug nach Vilnius. Er wisse, wie viel sich für die Familien verändere, wenn zum Beispiel der Mann in einen Auslandseinsatz geschickt werde.

Polen schließt Grenze für Lkw aus Belarus und Russland

Polen schließt zum 1. Juni seine Grenze zu Belarus für Lastwagen aus dem östlichen Nachbarland sowie aus Russland. Das Verbot gelte bis auf Weiteres für Lastwagen, Zugmaschinen und Gespanne mit Anhänger oder Sattelauflieger, die in einem der beiden Länder registriert seien, heißt es in einem Erlass des Innenministeriums.

Zuvor hatte Polen bereits 365 weitere Vertreter der Regierung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko auf eine Sanktionsliste gesetzt. Die Einreisesperren gegen sie seien eine Reaktion auf die Aufrechterhaltung des “drakonischen Urteils” gegen den Aktivisten der polnischen Minderheit, Andrzej Poczobut, teilte das Ministerium in Warschau mit.

Polnisch-belarussischer Grenzübergang in Kuznica

Polnisch-belarussischer Grenzübergang in Kuznica

Das Oberste Gericht von Belarus hatte am Freitag die Verurteilung des 50 Jahre alten Journalisten zu acht Jahren Lagerhaft bestätigt. Ihm wurden “Anstachelung zum Hass” und der “Aufruf zu Handlungen zum Schaden von Belarus” vorgeworfen. Das autoritär regierte Belarus gehört zu den letzten Verbündeten des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Luftwaffenmanöver in Finnland, Norwegen und Schweden

Im Norden Europas hat ein großes Luftwaffenmanöver von NATO-Staaten und Partnerländern begonnen. Wie die finnische Luftwaffe mitteilte, nehmen mehr als ein Dutzend Länder an der knapp zweiwöchigen Übung teil. Rund 150 Flugzeuge starten und landen demnach in Finnland, Norwegen und Schweden.

An der “Arctic Challenge Exercise”, die seit 2013 alle zwei Jahre von den nordischen Ländern ausgerichtet wird, nehmen in diesem Jahr neben den Gastgeberländern auch die Niederlande, Belgien, Großbritannien, Italien, Kanada, Frankreich, Deutschland, die Schweiz, Dänemark, Tschechien und die USA teil.

 Finnisch-russische Grenze im finnischen Imatra

Russische Grenze im finnischen Imatra

Nach Jahrzehnten der militärischen Bündnisfreiheit war Finnland am 4. April der westlichen Militärallianz als 31. Mitgliedstaat beigetreten. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatten Finnland und Schweden im Mai 2022 gemeinsam einen Antrag auf NATO-Mitgliedschaft gestellt. Mit dem Beitritt Finnlands zur NATO kommen 1340 Kilometer gemeinsame Grenze mit Russland hinzu. Für einen Beitritt Schwedens haben die Türkei und Ungarn wegen verschiedener Bedenken noch kein grünes Licht gegeben.

Kiew erhält weitere Unterstützung aus Dänemark

Dänemark stockt seinen im März eingerichteten Fonds zur Unterstützung der Ukraine mit umgerechnet mehreren Milliarden Euro deutlich auf. In diesem Jahr solle dem Fonds rund eine weitere Milliarde Euro zugeführt werden, bestätigte das Verteidigungsministerium einen Bericht des dänischen Fernsehens. Im kommenden Jahr sollen dann knapp 1,4 Milliarden Euro zusätzlich in den Fonds fließen.

Dänische Regierungschefin Mette Frederiksen

Will die Ukraine weiter unterstützen: Regierungschefin Mette Frederiksen

“Der Krieg in der Ukraine befindet sich an einem sehr kritischen Punkt mit einer ernsten Situation auf dem Schlachtfeld, und deshalb braucht die Ukraine all die Unterstützung, die sie überhaupt bekommen kann”, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen im Rundfunk.

Den Fonds mit einem ursprünglichen Gesamtrahmen von umgerechnet fast einer Milliarde Euro hatte Dänemark Mitte März eingerichtet. Er soll sowohl die militärische Unterstützung als auch humanitäre Hilfen und die Unterstützung dänischer Unternehmen abdecken, die beim Wiederaufbau der Ukraine helfen.

Elf Jahre Haft wegen Kollaboration

Im Süden der Ukraine ist eine Frau im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer zu mehr als elf Jahren Haft verurteilt worden, weil sie laut Urteil Geld für die russischen Besatzer sammelte. Das teilte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU mit und veröffentlichte dazu Beweismaterial in seinem Kanal bei Telegram. 

Die Frau organisierte demnach in sozialen Netzwerken einen Aufruf zur Finanzierung der Kämpfer in dem von Russland besetzten Gebiet Donezk. Sie sei im Dezember bei einem gegen Saboteure gerichteten Einsatz festgenommen worden. Das Gericht habe sie zu elf Jahren und vier Monaten Haft wegen Unterstützung des Aggressor-Staates verurteilt, hieß es.

Die Frau habe zwei Verwandte unterstützt, die sich 2016 den Separatisten im Gebiet Donezk angeschlossen hätten, um gegen die ukrainischen Streitkräfte zu kämpfen. Die Kämpfe im Osten der Ukraine hatten bereits 2014 nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch begonnen. Der ukrainische Geheimdienst meldet immer wieder Festnahmen von Kollaborateuren, die Russland unterstützen.

gri/fw (dpa, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.