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Ukraine aktuell: Selenskyj verspricht Verstärkung an der Ostfront

Das Wichtigste in Kürze:

  • Russische Angriffe auf Bachmut und Soledar nehmen offenbar zu
  • Selenskyj verspricht, alle ukrainischen Gefangenen zu befreien
  • Belarus kündigt gemeinsames Luftwaffenmanöver mit Russland an
  • Wirtschaftsminister Habeck hält Lieferung von “Leopard”-Panzern für möglich

Die ukrainischen Streitkräfte können die heftigen russischen Angriffe im Osten des Donbass nach eigenen Angaben weiter abwehren. “Bachmut hält durch”, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Auch das benachbarte Soledar halte durch, obwohl die Stadt noch zerstörter und die Lage schwierig sei. “Dies ist einer der blutigsten Orte an der Front”, beschrieb er das Gebiet um die beiden Kleinstädte, die Teil des ukrainischen Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum um Slowjansk Kramatorsk im Gebiet Donezk sind. Die russische Seite äußerte sich bislang nicht zur jüngsten Entwicklung im Donbass. 

Nach Angaben Selenskyjs hat am Sonntag Olexandr Syrskyj, der Befehlshaber des ukrainischen Heeres, die Truppen in Bachmut und Soledar besucht, um die Verteidigung zu leiten und Verstärkungen und größere Feuerkraft gegen den Feind zu organisieren. Syrskyj gilt als Held in der Ukraine, dem die Erfolge bei der Verteidigung von Kiew und der Rückeroberung des Gebiets Charkiw zugeschrieben werden. Von einer schweren Lage in Soledar hatte zuvor schon die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar gesprochen.

Selenskyj: Mehr Gefangene machen

Selenskyj kritisierte erneut die Fortsetzung der Angriffe während der von Moskau ausgerufenen dreitägigen Feuerpause. Vor dem Ende der Waffenruhe am späten Samstagabend sei unter anderem die Großstadt Kramatorsk beschossen worden.

Ukraine Kramatorsk | Uniformierter und Zivilist vor zerstörtem Gebäude

Eine zerstörte Schule in Kramatorsk

Auch auf den Gefangenenaustausch am Sonntag ging Selenskyj in seiner Rede ein. 50 Soldaten, davon 33 Offiziere, seien zurückgeholt worden. Alle Ukrainer würden befreit, versprach der Präsident. Er rief die Soldaten auf, mehr Gefangene zu machen, um die Möglichkeiten künftiger Gefangenenaustausche zu vergrößern.

Belarus startet neues Manöver mit Russland

Vor dem Hintergrund des Krieges im Nachbarland will Belarus ab Mitte Januar ein zweiwöchiges Luftwaffenmanöver mit den russischen Streitkräften abhalten. “Vom 16. Januar bis 1. Februar 2023 finden kollektive lufttaktische Übungen der Streitkräfte von Belarus und Russland statt”, teilte das belarussische Verteidigungsministerium am Sonntag in seinem Telegram-Kanal mit. An den Übungen sollen alle Flugplätze und Truppenübungsplätze der Luftwaffe und Flugabwehr in Belarus beteiligt werden, hieß es weiter.

Die gemeinsame Einsatztruppe haben beide Länder im Herbst gebildet – offiziell zum Schutz der Außengrenzen der russisch-belarussischen Union. Auf dieser Basis sind rund 9000 russische Soldaten in Belarus stationiert. Schon zu Kriegsbeginn hatten die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin die Ex-Sowjetrepublik als Aufmarschgebiet für die Invasion der Ukraine genutzt. Lukaschenko hat bisher eine direkte Beteiligung belarussischer Soldaten an den Kampfhandlungen vermieden.

Wirtschaftsminister Habeck hält “Leopard”-Lieferung für möglich

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schließt eine Lieferung von “Leopard”-Panzer an die Ukraine nicht aus. Die Bundesregierung passe ihre Entscheidungen zusammen mit ihren Partnern immer wieder an die Entwicklung “auf dem Schlachtfeld” an, um die Ukraine “maximal zu unterstützen”. Das sagte der Minister am Sonntag in der ARD-Sendung “Bericht aus Berlin”.

Deutschland | Panzer Leopard der Bundeswehr im Schnee

Ein “Leopard” bei einem Manöver auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück in Mecklenburg-Vorpommern

Die Bundesregierung hatte am Donnerstag nach langem Zögern bekanntgegeben, nun doch “Marder”-Schützenpanzer und ein Patriot-Flugabwehrsystem an Kiew zu liefern. Unter anderem aus den Reihen der Grünen und ihres Koalitionspartners FDP wurden anschließend Rufe nach der schnellen Lieferung von “Leopard”-Panzern laut.

Habeck wollte sich dieser Forderung im ARD-Interview nicht direkt anschließen. Ausgeschlossen sei eine solche Lieferung “natürlich nicht”. Jetzt müsse man aber erst einmal die “Marder”-Panzer liefern und dann sehen, wie sich die Debatte entwickelt.

djo/ack (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.