Obwohl fünf Kandidaten auf der Bühne erscheinen werden, gestaltet sich die dritte Debatte der Republikaner zur Präsidentschaftswahl vor allem als Zweikampf.
Seit dem Spätsommer gewinnt die ehemalige Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, kontinuierlich an Boden gegenüber dem bisher als überzeugendste Alternative für Skeptiker von Ex-Präsident Donald Trump gehandelten Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Haley scheint in New Hampshire, wo unabhängige Wähler an der Vorwahl teilnehmen können und Tausende Demokraten kürzlich ihre Registrierung geändert haben, die Nase vorn zu haben, und sie holt in nationalen Umfragen auf DeSantis auf; eine jüngste Umfrage in Iowa sah sie mit ihm sogar gleichauf auf Platz zwei. DeSantis hatte am Montag eine begehrte Unterstützungserklärung von Iowas Gouverneurin Kim Reynolds vorgelegt und greift Haley seit Wochen vor allem in Bezug auf die Außenpolitik an. Nun bietet die dritte Debatte eine der letzten Gelegenheiten für Haley oder DeSantis, sich als der aussichtsreichste Kandidat zur Niederlage von Trump zu positionieren.
Ein vor der Debatte veröffentlichtes Strategiepapier von Betsy Ankney, Haleys Wahlkampfmanagerin, fokussiert sich nahezu ausschließlich auf DeSantis, den sie als “sinkendes Schiff” in Iowa bezeichnet und davon ausgeht, dass selbst ein Erfolg dort “das Höchste der Gefühle” für ihn wäre, während Haley in New Hampshire und South Carolina besser abschneide. Die Kampagne verweist auch darauf, dass laut DeSantis’ eigenen Umfragen eine Pluralität seiner Wähler zu Haley wechseln würde, falls er aus dem Rennen ausscheiden sollte.
“Donald Trump ist der Favorit in dieser Vorwahl”, schreibt Betsy Ankney. “Die Frage war immer, wer die stärkste Alternative zu ihm werden würde – mit dem Talent, den Ressourcen und dem Weg, um bis zum Ende durchzuhalten. Zu Jahresbeginn sahen die meisten Experten noch Ron DeSantis in dieser Rolle. Doch dann lernte Amerika den wahren Ron DeSantis kennen.”
Auch das DeSantis-Lager weist die Darstellung der Haley-Kampagne zurück.
“Ganz einfach: Ohne Ron DeSantis wäre Trump der republikanische Kandidat”, schreiben drei führende Strategen DeSantis’. “Nikki Haley und andere spielen bestenfalls die Rolle der Störenfriede – was die Wahrscheinlichkeit einer Trump-Nominierung exponentiell erhöht. Jedes ausgegebene Dollar, das die Pro-Haley-Gemeinde einsammelt oder ausgibt, sollte auch als Sachspende in Trumps Wahlkampffinanzierungsberichten aufgelistet werden.”
Beide Lager erwarten, dass sich die Debatte am Mittwoch vor allem um Außenpolitik drehen wird, was den Höhepunkt wochenlanger Angriffe zwischen den beiden nach Beginn des Krieges in Israel markiert. Die Rivalität eskalierte Mitte Oktober, als Haley, ehemalige Botschafterin bei den Vereinten Nationen, DeSantis dafür kritisierte, alle Gazaner als antisemitisch zu bezeichnen, und dabei die Notwendigkeit betonte, “Zivilisten von Terroristen zu unterscheiden”. Das DeSantis-Lager interpretierte ihre Aussage prompt als Haleys Unterstützung für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Gaza durch die USA – eine Politik, die sie nie befürwortete.
Während der Konflikt im Nahen Osten bei der Debatte ein zentrales Thema sein wird – RNC-Vorsitzende Ronna McDaniel sagte, die Kandidaten würden die “unerschütterliche Unterstützung Israels” durch die Partei bekräftigen – könnten Haley und DeSantis auch ihre gegenseitigen Angriffe zu angeblichen Verbindungen nach China thematisieren. Ein jüngster Haley-Spot warf DeSantis diesbezüglich “Lügen aus Verzweiflung” vor. Tage später veröffentlichte die pro-DeSantis-Super-PAC Never Back Down eine Erwiderung. Faktenprüfer bezweifelten Behauptungen in beiden Videos.
Während der Debatte wird Haley ihre aussenpolitisch härtere Haltung gegenüber Israel und der Ukraine im Vergleich zu den isolationistischeren Positionen des Gouverneurs von Florida und eines weiteren Mitbewerbers, des Biotech-Unternehmers Vivek Ramaswamy, kontrastieren. Aber während Haleys Verbündete ihre Erfahrung als Stärke sehen, halten es die Strategen DeSantis’ für ausschlaggebender, was die Wähler bevorzugen. “Obwohl Haley unter moderaten und links der Mitte stehenden Republikanern am stärksten ist, gibt es eine Obergrenze, die es ihr nicht ermöglicht, die weitaus größere ‘America First’-Basis der Partei anzusprechen”, heißt es in DeSantis’ Strategiepapier.
DeSantis’ Wahlkampfteam argumentiert, dass Haley eine Ablenkung vom tatsächlichen Kampf um die republikanische Nominierung zwischen dem Gouverneur von Florida und dem früheren Präsidenten darstellt.
“Das ist ein Zweikampf”, schrieb DeSantis-Pressesprecher Bryan Griffin in einer Stellungnahme. “Team Trump weiß das – deswegen investieren sie diese Woche allein über 1 Million Dollar, um DeSantis in Iowa anzugreifen, obwohl sie den Vorwahlkampf im August für beendet erklärt hatten. Auch die anderen Kandidaten sind sich dessen bewusst. Mit all den Angriffen und der Aufmerksamkeit, die sich auf DeSantis konzentrieren, wissen wir, dass wir das Ziel getroffen haben und bereit sind, diese Nominierung zu gewinnen.”
Griffin hat Recht damit, dass Trumps Lager weiter gegen DeSantis stichelt. Zahlreiche Pressemitteilungen des Ex-Präsidenten verspotten den Gouverneur von Florida jüngst, indem sie dessen Rivalität mit Haley hervorheben, darunter ihren Aufstieg auf Platz zwei in einigen Umfragen, die gegenseitigen Angriffe in Wahlwerbespots und ihre jüngsten Kommentare zu Spekulationen, DeSantis trage Absätze, um größer zu wirken.
“Das Leben muss für Ron DeSanctimonious höllisch sein, wenn selbst Nikki ‘Birdbrain’ Haley ihn wegen der hohen Schuhe aufzieht”, schrieb Trump-Sprecher Steven Cheung.