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Ukraine Aktuell: Zehntausende “Wagner”-Söldner kämpfen in Ukraine

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Rund 50.000 Kämpfer der russischen Söldnertruppe “Wagner” im Ukraineeinsatz
  • Präsident Selenskyj nach Besuch in Washington wieder im Heimatland
  • US-Senat billigt Haushaltsentwurf mit Milliardenhilfe für Ukraine
  • “New York Times”: Russische Luftlandedivision 234 an Massaker in Butscha beteiligt
  • Litauen rüstet auf, Estland beschließt weitere Militärhilfe für Ukraine

 

Nach Schätzungen der US-Regierung sind derzeit rund 50.000 Söldner der russischen “Wagner”-Kampfgruppe in der Ukraine stationiert. Darunter seien rund 40.000 Ex-Strafgefangene aus russischen Haftanstalten, sagte der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, John Kirby, in Washington. Allein in den vergangenen Wochen seien etwa 1000 “Wagner”-Milizionäre bei Kämpfen getötet worden. Rund 90 Prozent der getöteten Kämpfer seien frühere Sträflinge gewesen.

Für ihren Einsatz hätten die “Wagner”-Söldner Waffen aus Nordkorea erhalten. Die USA gingen allerdings davon aus, dass die Menge an Material, die an “Wagner” geliefert wurde, die Dynamik auf dem Schlachtfeld und in der Ukraine nicht verändern werde, sagte Kirby. Nordkorea habe mit der Lieferungen zudem UN-Sanktionen verletzt.

Ausharren in einer sogenannten Wärmestube in der Region Charkiw

Ausharren in einer sogenannten Wärmestube in der Region Charkiw

Der Chef der “Wagner”-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, wies die US-Darstellung als “Tratsch und Spekulationen” zurück. “Jeder weiß, dass Nordkorea schon seit langem keine Waffen mehr an Russland liefert”, heißt es in einer Erklärung des Verbündeten von Präsident Wladimir Putin. Auch das nordkoreanische Außenministerium erklärt, es seien niemals Waffengeschäfte mit Russland vollzogen worden.

Putin wendet sich offenbar angesichts der militärischen Schwierigkeiten der russischen Armee in der Ukraine zunehmend an die “Wagner”-Gruppe. Prigoschin drehe Menschen in der Ukraine “buchstäblich durch den Fleischwolf”, sagte Kirby. Er nehme keinerlei Rücksicht auf Menschenleben, schon gar nicht auf ukrainische. “Aber ich würde so weit gehen zu sagen, auch nicht auf russische.” Kirby kündigte an, dass die US-Regierung neue Sanktionen gegen die Söldnertruppe verhängen werde.

Selenskyj nach US-Besuch zurück in der Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist von seiner Reise in die USA in die Ukraine zurückgekehrt. Dies bestätigte sein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Selenskyj habe auf dem Weg aus den USA die ukrainische Grenze nach einem kurzen Zwischenstopp in Polen sicher überquert.

Wolodymyr Selenskyi bei seinem Zwischenstopp in Polen

Wolodymyr Selenskyi bei seinem Zwischenstopp in Polen

Auf dem Rückweg von seiner ersten Auslandsreise seit Kriegsbeginn im Februar hatte Selenskyj seinen polnischen Amtskollegen Andrzej Duda getroffen. Ihn nannte Selenskyj in Online-Netzwerken einen “Freund der Ukraine”. Bei dem Treffen im Südosten Polens sei es unter anderem um “strategische Pläne für die Zukunft” gegangen. Selenskyj dankte Duda nach eigenen Angaben für die “starke Unterstützung der Ukraine durch Polen und seine Bürger”.

US-Senat billigt Haushaltsentwurf mit Milliardenhilfen für Ukraine

Kurz vor Fristablauf hat der US-Senat einem Haushaltsentwurf zugestimmt, der unter anderem milliardenschwere Hilfen für die Ukraine vorsieht. Für die Ukraine sind Hilfen in Höhe von 44,9 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Eine Zustimmung des Repräsentantenhauses, der zweiten Parlamentskammer, zu dem Entwurf gilt als wahrscheinlich. Das Paket umfasst rund neun Milliarden Dollar für militärische Hilfe zugunsten der Ukraine und knapp 16 Milliarden Dollar für wirtschaftliche und humanitäre Hilfe. Zudem sind zwölf Milliarden Dollar eingeplant, um nach Lieferungen an die Ukraine die Munitionsbestände und Lager des US-Militärs wieder aufzufüllen. Weitere sieben Milliarden Dollar sind für zusätzliche Aufwendungen der US-Truppen in Europa vorgesehen. Die Frist für die Verabschiedung des Etatentwurfs läuft an diesem Freitag aus.

“New York Times”: Russische Division an Massaker in Butscha beteiligt

Nach einer monatelangen Recherche zum Massaker in der westukrainischen Stadt Butscha erhebt die “New York Times” schwere Vorwürfe gegen eine Einheit der russischen Armee. Die US-Zeitung veröffentlicht ein 28-minütiges Video mit Hintergründen und den Ergebnissen ihrer Nachforschungen, wonach Fallschirmjäger der 234. Luftlandedivision Schuld am Tod Dutzender Zivilisten in der Jablunska-Straße in Butscha sein sollen.

In der Kiewer Vorstadt Butscha waren im April nach dem Abzug des russischen Militärs laut ukrainischen Angaben mehr als 460 Leichen gefunden worden. Die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung hatten weltweit Entsetzen ausgelöst. Russland streitet eine Verantwortung für die Taten ab und hat erklärt, Aufnahmen von Toten seien fingiert gewesen.

Gräber von Zivilisten, die in einem Hinterhof in Butscha begraben wurden

Gräber von Zivilisten, die in einem Hinterhof in Butscha begraben wurden

“Soldaten haben unbewaffnete Männer im wehrfähigen Alter befragt und exekutiert und sie haben Menschen getötet, die ihnen unabsichtlich in den Weg kamen – seien es Kinder, die mit ihren Familien flüchteten, Anwohner auf der Suche nach Lebensmitteln, oder Menschen, die einfach nur versuchten, auf ihren Fahrrädern nach Hause zu fahren”, heißt es in einem Zeitungsbeitrag der “New York Times” zu ihren Recherchen. Die Zeitung hat nach eigenen Angaben acht Monate lang unter anderem Gespräche mit Anwohnern geführt, Aufnahmen von Sicherheitskameras ausgewertet und Regierungsunterlagen analysiert, die die Verantwortung der russischen 234. Luftlandedivision für einen Teil der Tötungen belegten.

Litauen kauft Kampfdrohnen – Estland beschließt weitere Militärhilfe

Litauen rüstet vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter auf: Das baltische EU- und NATO-Land erwirbt von den USA Kampfdrohnen des Typs Switchblade-600 samt Ausrüstung. Ein entsprechender Kaufvertrag im Wert von etwa 45 Millionen Euro sei diese Woche unterzeichnet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Vilnius mit. Angaben zur Anzahl und zum Lieferdatum der Drohnen wurden nicht gemacht.

Zerstörtes Schulgebäude in Kramatorsk in der Region Donezk

Zerstörtes Schulgebäude in Kramatorsk in der Region Donezk

Der Baltenstaat Estland, ebenfalls Mitglied von EU und NATO, wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland leisten. Die Regierung in Tallinn beschloss die Lieferung von Drohnen, persönlicher Schutzausrüstung und Winteruniformen. Estland will die Ukraine auch bei der Wiederherstellung ihrer kriegszerstörten Transportinfrastruktur unterstützen. So wird die Stadtverwaltung der Hauptstadt Tallinn 20 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an die Stadt Schytomyr westlich von Kiew liefern. Der Krieg in der Ukraine wird in den baltischen Staaten als direkte Gefahr für die nationale Sicherheit gesehen.

US-Regierung plant Sanktionen gegen russische Marine

Die US-Regierung nimmt die russische Marine mit neuen Sanktionen ins Visier. Betroffen seien mehrere Unternehmen, welche die Marine mit Material wie Steuerungssystemen ausstatteten, teilte das US-Außenministerium mit. Die Maßnahmen richten sich demnach etwa gegen ein russisches Ozeanologie-Forschungszentrum, einen Hersteller von Schiffsausrüstungen oder einen Entwickler von Navigationsgeräten. Als Folge der Sanktionen werden etwaige Vermögenswerte in den USA der Betroffenen eingefroren. Geschäfte mit ihnen werden US-Bürgern untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger. Die Sanktionen unterstrichen eine einfache Botschaft, betonte das Ministerium: “Der Kreml muss seinen brutalen Kampf gegen die Ukraine beenden.”

qu/rb (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.