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Ukraine Aktuell: Kiew sieht Russlands Armee für Jahre geschwächt

Das Wichtigste in Kürze:

  • Regierung in Kiew spricht von gewaltigen Verlusten Russlands
  • Wieder nächtliche Drohnenangriffe
  • Kreml belohnt Beamte in der Ukraine

 

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sagte, Russlands Armee habe ihre Schlagkraft auf Jahre hinaus verloren. Nach Resnikows Einschätzung werden die russischen Streitkräfte mindestens fünf Jahre für den Wiederaufbau brauchen. “Nach Erkenntnissen der Nato-Aufklärung haben die Russen gewaltige Verluste an Panzern, Artillerie, Schützenpanzern und Soldaten”, wurde Resnikow von der “Ukrajinska Prawda” zitiert.

“Die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation könnten frühestens in fünf Jahren wiederhergestellt werden, vielleicht auch erst in zehn Jahren”, sagte der Minister. Das gleiche gelte auch für Russlands Raketen-Potenzial. Schließlich sei dies ein Krieg der Ressourcen. “Und sie (die NATO) kann diese Ressourcen berechnen.” Über die eigenen Streitkräfte machte Resnikow keine Angaben. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar haben beide Seiten bereits schwere Verluste erlitten. Nach ukrainischer Darstellung hat die russische Armee bereits über 100.000 Gefallene zu beklagen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Wieder Drohnenangriffe in der Nacht

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben eine Serie nächtlicher russischer Drohnenangriffe abgewehrt. In der Nacht zum Freitag “griff der Feind die Ukraine mit Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart an”, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Viele Städte waren nach Raketenangriffen vom Vortag weiterhin ohne Strom.

Ukraine-Krieg - Kiew

In den vergangenen Tagen und Nächten hatte es in der Ukraine immer wieder Drohnenangriffe gegeben

Insgesamt seien 16 Drohnen aus südöstlicher und nördlicher Richtung abgeschossen worden, erklärte die Luftwaffe in Onlinediensten. Auch die Hauptstadt Kiew war demnach Ziel der Attacken. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, die Hauptstadt sei mit sieben Drohnen angegriffen worden. Trümmerteile der allesamt abgeschossenen Drohnen beschädigten nach Behördenangaben Fensterscheiben und lösten einen Brand in einem vierstöckigen Gebäude aus. Laut ukrainischem Präsidialamt wurden weitere Drohnen in den Regionen Tscherkassy und Dnipro im Zentrum des Landes abgeschossen.

Durch russischen Beschuss habe es am Freitag drei Todesopfer gegeben, sagte der Vize-Chef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko. Staatschef Wolodymyr Selenskyj erklärte, der Krieg sei “hart”, er sei jedoch “überzeugt (…), dass die russische Aggression scheitern wird”. 

Nicht jeder will Wehrdienst leisten

Die Regierung in Kiew räumt aber auch ein, dass seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs und seit Ausrufung des Kriegszustands in der Ukraine mehrere Tausend junge Ukrainer versucht hätten, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Wie die ukrainischen Grenztruppen mitteilten, wurden knapp 12.000 Männer bei dem Versuch gefasst, die Grenze illegal in Richtung westliches Ausland zu überqueren. Bei der illegalen Grenzüberquerung seien auch 15 Männer ums Leben gekommen.

Putin sucht Chinas Rückhalt

Unter anderem erfroren den Angaben zufolge zwei Männer in den Karpaten auf dem Weg nach Rumänien. Auch in Russland versuchten Tausende junge Männer, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Unmittelbar nach der Mobilmachung im September flohen Tausende ins Ausland, in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden kleinere russische Kolonien.

Kreml belohnt Beamte in der Ukraine

In der Ukraine stationierte russische Soldaten und Beamte sind nach Kreml-Angaben künftig von der Einkommenssteuer befreit. Die Regelung betreffe “diejenigen, die in den (vier) Gebieten arbeiten”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit Blick auf die vier von Russland als annektiert beanspruchten ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Er berief sich dabei auf eine Ausnahmeregelung in einem Anti-Korruptionsgesetz, die die Regierung veröffentlichte.

Ukraine Russische Soldaten

Keine Einkommenssteuer für russische Soldaten und Beamte in der Ukraine

Soldaten, Polizisten, Angehörige der Sicherheitsdienste und andere Staatsbedienstete, die in den vier Regionen Dienst leisten, müssen dem Erlass von Präsident Wladimir Putin zufolge keine Angaben mehr zu “ihrem Einkommen, ihren Ausgaben und ihrem Vermögen” machen. Das Dekret räumt ihnen zudem das Recht ein, “Belohnungen und Geschenke” zu erhalten, wenn diese “humanitären Charakter” haben und im Rahmen des Militäreinsatzes in der Ukraine empfangen werden. Die Maßnahme gilt auch für “Ehepartner und minderjährige Kinder”, und zwar rückwirkend ab dem 24. Februar – dem Beginn der Offensive in der Ukraine.

haz/ack (dpa, afp, rtr)