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Erdogan nach Erkrankung wieder im Wahlkampf

Nach seiner krankheitsbedingten Absage mehrerer Wahlkampftermine ist der Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, wieder öffentlich in Erscheinung getreten. Er trat zunächst am alten Atatürk-Flughafen von Istanbul auf: bei einer Luftfahrtmesse. Diese dient der türkischen Militärindustrie zur Präsentation ihrer Flugzeuge und Drohnen.

Später verkündete der türkische Präsident bei einer Kundgebung in der Großstadt Izmir an der Ägäisküste, dass er sein Wahlkampfprogramm wieder aufgenommen habe. “Es bleiben uns zwei Wochen, und wir werden noch mehr arbeiten, wir werden nicht aufhören”, rief Erdogan dort seinen Anhängern zu. Am 14. Mai werden Präsident und Parlament der Türkei neu gewählt.

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Am Dienstagabend hatte der Staatschef ein Live-Interview im Fernsehen abbrechen müssen, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand geschürt hatte. Nach Angaben aus seinem Umfeld litt Erdogan an einem Magen-Darm-Virus. Mehrere Tage trat er nicht direkt in der Öffentlichkeit auf, sondern zeigte sich nur in zwei Videoschalten.

Nach 20 Jahren an der Macht muss Erdogan als Vertreter der islamisch-konservativen AK-Partei um seine Wiederwahl fürchten. Angesichts sinkender Umfragewerte hatte der 69-Jährige rund drei öffentliche Termine pro Tag absolviert.

Umfragen sehen Erdogans stärksten Herausforderer, den Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu, mindestens gleichauf. Der Sozialdemokrat tritt als gemeinsamer Kandidat für eine Allianz aus sechs Parteien unterschiedlicher Lager an und wird zudem von der prokurdischen HDP unterstützt. Diese rief am Freitag ausdrücklich zur Wahl Kilicdaroglus auf.

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Derweil kündigte Kilicdaroglus CHP – die führende Partei in dessen Oppositionsblock – an, bis zu eine halbe Million Menschen als Wahlbeobachter engagieren zu wollen. Es gebe “ernsthafte Bedenken” in Bezug auf die Sicherheit der Wahlen, sagte der mit den Vorkehrungen betraute CHP-Politiker Oguz Kaan Salici Reportern in Istanbul.

Angesichts des Umstandes, dass ein Großteil der türkischen Medien direkt oder indirekt Erdogans Kontrolle untersteht und damit keine wirkliche Informationsfreiheit besteht, haben auch ausländische Beobachter ihre Sorgen um die Fairness der Wahlen geäußert.

uh/AR (dpa, afp)