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Delta-Variante des Coronavirus breitet sich aus

Der Gesamtanteil der wesentlich ansteckenderen – und mutmaßlich auch gefährlicheren – sogenannten Delta-Variante des Coronavirus liegt nach den jüngsten Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) bei 6,2 Prozent aller in Deutschland registrierten Fälle. Damit ist sie hierzulande weiterhin “selten”, doch im Vergleich zur Vorwoche hat sich der Wert deutlich erhöht, da lag er bei 3,7 Prozent.

Diese Entwicklung kann sich Experten zufolge noch deutlich beschleunigen. So hat die erstmals in Indien entdeckte Mutation in Großbritannien bereits dazu geführt, dass die für die kommende Woche geplanten Lockerungen der Corona-Beschränkungen um einen Monat verschoben wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die noch Anfang Mai im Vereinigten Königreich unter 20 lag, stieg mittlerweile wieder auf deutlich mehr als 70 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche.

Großbritannien als warnendes Beispiel

Wie schnell sich das Virus in seiner Delta-Variante derzeit ausbreitet, zeigt die Gesamtzahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage in Großbritannien: 55.216 Fälle zwischen dem 10. und 16. Juni bedeuten ein Plus von fast einem Drittel im Vergleich zur Vorwoche. Experten gehen zudem von einer Dunkelziffer in etwa gleicher Höhe aus. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen nahm im Wochenvergleich sogar um 40 Prozent zu.

Deutschland Berlin | Bundespressekonferenz Jens Spahn und Karl Lauterbach

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet mit einer Zunahme der Delta-Fälle – und hofft auf milden Verlauf

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach rechnet damit, dass die Delta-Variante im Herbst auch in Deutschland wieder für mehr Ansteckungen sorgen wird. Zwar sei die Saisonalität dieser Variante viel ausgeprägter als ursprünglich angenommen, wie eine neue Studie der Oxford Universität bestätigt habe, sagte der ausgebildete Mediziner im rbb-Fernsehen. Das bedeute, im Sommer gebe es ein viel geringeres Risiko, sich anzustecken.

Nur Zweifach-Impfung schützt gut

Dennoch ist die Variante laut Lauterbach in dreifacher Hinsicht problematisch: Sie sei deutlich ansteckender, führe zu einem schwereren Verlauf und sei zum Teil resistent gegen die Impfung, insbesondere wenn nur einmal geimpft wurde. “Aber ich hoffe, dass dann bei uns eben schon so viele doppelt geimpft sein werden, dass es keine so große Welle mehr gibt”, so der SPD-Gesundheitsexperte.

Nach einer Datenanalyse der britischen Gesundheitsbehörde sind mit BioNTech oder AstraZeneca vollständig Geimpfte sehr gut gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt. Die Effektivität sei in etwa so hoch wie bei der Alpha-Variante. Das Risiko für eine Krankenhauseinweisung wurde jeweils um mehr als 90 Prozent verringert – verglichen mit Ungeimpften.

Infografik Karte Erfasste Fälle der Delta-Variante weltweit DE

Wer allerdings nur eine Impfdosis erhalten hat, ist deutlich weniger geschützt. Vor allem beim AstraZeneca-Impfstoff, der normalerweise bereits nach der ersten Impfung gut schützt, fiel die Schutzwirkung der Auswertung zufolge nach der ersten Dosis merklich geringer aus.

Andere Symptome wiegen in Sicherheit

Die Delta-Variante gilt auch deshalb als riskant, weil sie offenbar etwas andere Symptome verursacht als die bisher bekannten Coronavirus-Varianten. Betroffene klagten über Kopfschmerzen, laufende Nase und raue Kehle. Fieber gehört zwar immer noch zu den Symptomen, nicht aber der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, wie die Infizierten einer britischen App zur Überwachung von Corona-Symptomen meldeten. Das bedeute, dass sich COVID-19 für einige jüngere Menschen stärker wie eine einfache Erkältung anfühle, erklärte Tim Spector vom King’s College London, die die Ergebnisse für eine Studie ausgewertet hat.

mak/ehl (dpa, afp, rtr)