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Wer jetzt nach Deutschland reisen darf

Nach langen Lockdown-Monaten kehrt in weiten Teilen Europas die Reiselust zurück. Mit rückläufigem Infektionsgeschehen wurden in den vergangenen Wochen auch die strengen Einreisebeschränkungen gelockert. Das gilt vor allem für die Europäische Union und den Schengen-Raum. Hier können sich Reisende ohne große Hürden auf ihren Urlaub etwa im Nachbarland freuen.

Wer nach Deutschland einreisen will, muss dabei dennoch einiges beachten, am 1. Juli traten einige Änderungen in Kraft. Zunächst sollte man sich vergewissern, ob das Land, aus dem man einreist, von Deutschland als Risikogebiet eingestuft wird. Ist das der Fall, muss eine digitale Einreiseanmeldung ausgefüllt werden. Außerdem müssen Reisende einen anerkannten negativen Corona-Test vorweisen, sollten sie noch nicht gegen Covid-19 geimpft oder in den vergangenen sechs Monaten eine Infektion überstanden haben. Eine Quarantäne müssen Urlauber dann nicht absolvieren.

Seit dem 1. Juli gilt der EU-weite digitale Impfpass . Er erleichtert die Einreise sowie etwa den Zutritt zu Veranstaltungen. Daten zu Impfungen, Tests und überstandenen Infektionen sollen hier schnell und einfach abrufbar sein.

Symboldbild: Digitaler Impfpass

Ab dem 1. Juli erleichtert der digitale Impfpass das Reisen in Europa

Neue Regelung für die Reisewarnung

Ebenfalls am 1. Juli wurden die Reisewarnungen für einfache Risikogebiete (Sieben-Tage-Inzidenz über 50) aufgehoben. Das Auswärtige Amt warnt seit Donnerstag nicht mehr explizit vor Reisen in über 80 Länder weltweit, sondern bittet um “besondere Vorsicht”. Damit entfallen für Urlauber und Rückreisende Einreiseanmeldung und Testpflicht – außer sie reisen mit dem Flugzeug ein (siehe unten). 

Eine Reisewarnung gilt nun erst ab einer Inzidenz von 200 und für Gebiete, in denen sich gefährliche Virusvarianten stark verbreitet haben. Das sind weltweit momentan 16 von insgesamt rund 200 Ländern. Nur Großbritannien und Portugal sowie Russland sind derzeit noch als Virusvariantengebiet eingestuft. Hochinzidenzgebiete gibt es in Europa keine mehr.  

Diese Maßnahme hat ganz praktische Konsequenzen für Urlauber: Während der Pandemie ermöglichte die Reisewarnung Urlaubern vor allem, Buchungen kostenlos zu stornieren. Diese Möglichkeit entfällt nun. Anders sieht es bei Reiseversicherern aus. Sie mussten keine Entschädigugen zahlen, da mit der Reisewarnung generell von touristischen Urlauben abgeraten wurde. Weil nun allerdings nur noch zur “besonderen Vorsicht” ermahnt wird, müssen Versicherungen bezahlen, wenn Urlauber im Ausland an Corona erkranken oder dort aufgrund einer Quarantäne-Schutzmaßnahme stranden.

Für die meisten EU-Länder gelten aktuell gar keine Einreisebeschränkungen mehr, da sie aufgrund von niedrigen Infektionszahlen nicht mehr in die Gruppe der Risikogebiete fallen. Wer aus diesen Ländern über den Landweg nach Deutschland einreist, muss weder geimpft, genesen noch getestet sein. Wer allerdings mit dem Flugzeug einreisen will, muss vor dem Abflug nachweisen, dass er geimpft, genesen oder negativ getestet ist – und das unabhängig davon, aus welchem Land er kommt und wie hoch der Inzidenzwert dort ist. Die Regelung gilt auch für Reiserückkehrer.

Deutschland, Fluggäste am Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)

Es kommen wieder Touristen nach Deutschland, doch es gibt noch immer reichlich Regeln zu beachten

Sorge vor Ausbreitung der Delta-Variante

Besonders besorgt zeigen sich deutsche Politiker aktuell von der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus. Sie gilt als hochansteckend. Deshalb sollen Einreisen aus Gebieten, wo Delta grassiert, möglichst verhindert werden. Aktuell gilt beispielsweise Portugal als ein solches Virusvariantengebiet. Die Bundesregierung hat deshalb ein weitgehendes Beförderungsverbot für das Land erlassen. Konkret heißt das: Lediglich deutsche Staatsbürger und Ausländer, die hier ihren Wohnsitz haben, dürfen mit Bus, Bahn oder Flugzeug nach Deutschland ein- bzw. zurückreisen. Anschließend müssen sie sich für 14 Tage isolieren, selbst wenn sie bereits geimpft oder genesen sind. Die Quarantäne kann nicht vorzeitig durch einen Test beendet werden. Dasselbe gilt für Großbritannien und Russland, wo die Corona-Infektionen aufgrund der Delta-Variante wieder ansteigen.

Portugal,Tram in Lissabon

Lockdown statt Lockerung: In Lissabon wird die Stadt wegen der Delta-Variante an den Wochenenden abgeriegelt

Auch wer aus einem Hochinzidenzgebiet (Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200) einreisen will, muss in Quarantäne, kann sich aber nach dem fünften Tag freitesten. Genesene und Geimpfte sind von der Quarantäne befreit.

Einreise für Touristen aus Drittstaaten wieder möglich

Während touristische Reisen innerhalb der EU schon länger unter Auflagen möglich sind, durften Urlaubswillige aus Drittstaaten nicht nach Deutschland reisen. Doch das ändert sich sukzessive. Am 25. Juni hat die Bundesregierung das Einreiseverbote für Drittstaaten aufgehoben. Die Regelung gilt allerdings nur für vollständig Geimpfte. Impfstoffe, die nicht von der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA zugelassen sind, werden nicht akzeptiert. Für Reisende aus 15 Drittstaaten gelten keine Einreisebeschränkungen, darunter Israel, Thailand, Australien und die USA.

Für deutsche Reisende heißt das allerdings nicht, dass sie nun in Drittstaaten einreisen dürfen, nicht einmal in jene für die in Deutschland keine Einreisebeschränkungen gelten. So lassen beispielsweise die USA keine deutschen Touristen ins Land.

Deutsche Tourismusbranche zwischen Erleichterung und Sorge

Dass es nun weitreichende Einreiseerleichterungen für die EU-Länder aber auch für Drittstaaten gibt, freut die deutsche Tourismusbranche. Sie hat in den vergangenen Monaten mit am schwersten unter dem Lockdown gelitten.

Besonders US-Amerikanische Touristen vermisst die deutsche Tourismusbranche. Nach Gästen aus den Niederlanden und der Schweiz stellten sie vor der Corona-Pandemie noch die drittgrößte Besuchergruppe in Deutschland. Besonders beliebt bei den Amerikanern war Heidelberg. Hier machten sie den größten Anteil ausländischer Touristen aus.

Deutschland Heidelberg | Cafés, Gäste

Wenig los in Heidelberg: Die ausländischen Touristen fehlen in der Stadt

Bemerkbar mache sich die Einreiserleichterung für Drittstaatler aber noch nicht, sagt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. “Das trifft vor allem die Hotels, die sich auf die internationalen Gäste spezialisiert haben”, so Schirmer im Gespräch mit der DW. Allerdings setze die Stadt schon seit Jahren verstärkt auf den Inlandstourismus. “Das zahlt sich jetzt aus. Es ist schön zu sehen, dass die Stadt wieder lebt und pulsiert”, so Schiemer.

Wegen der Corona-Pandemie reisen viele Deutsche  auch in diesem Sommer lieber im eigenen Land. Vielerorts sind Hotels und Ferienunterkünfte bereits ausgebucht, vor allem in den Küstenregionen und in Süddeutschland.

Deutschland Ostsee | Strand

Touristenansturm an der Ostsee: Wegen Corona machen viele Deutsche Urlaub in der Heimat

Doch die Ausbreitung der Delta-Variante trübt die Vorfreude – vor allem für die Reiserückkehrer. Viele Portugal-Urlauber haben ihre Reise aufgrund der Einstufung ihres Reiseziels als Virusvariantengebiet vorzeitig abgebrochen. Große Reiseunternehmen wie Tui und DER Touristik setzten ihre Portugal-Reisen kurzfristig aus. Viele Politiker fordern nun strengere Einreisebeschränkungen, wie zum Beispiel eine Testpflicht, vor allem für Reiserückkehrer. Die Bundesregierung lehnte schärfere Maßnahmen am Montag (28.06.2021) ab. Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) warnt vor neuen Beschränkungen, da sie Urlauber verunsichern könnten. Dennoch wird es einen unbeschwerten Reisesommer, wie ihn sich viele noch vor wenigen Wochen erhofften, wohl nicht geben.