Das Wichtigste in Kürze:
- Selenskyi appelliert an den Widerstandswillen der Ukrainer
- Satellitenbilder sollen mögliche weitere Massengräber bei Mariupol zeigen
- UN-Generalsekretär reist nach Moskau und Kiew
- Treffen zum Ukraine-Krieg in Ramstein
- EU-Kommission: Russisches Gas ohne Sanktionsverstoß bezahlbar
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Bürgerinnen und Bürger seines Landes zum Widerstand gegen den russischen Angriffskrieg aufgerufen. “Jeder muss sich bei jeder Gelegenheit gegen die Besetzung wehren”, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Samstag. Die Menschen sollten nicht mit den Russen kooperieren. Jene, die in von russischen Einheiten kontrollierten Gebieten lebten, sollten diesen “so viele Probleme wie möglich machen. “Das Gebiet, in dem Russland sich um die Rechte der Russischsprachigen kümmern sollte, “ist Russland selbst”, sagte Selenskyj. Die Partner der Ukraine liefern laut Selenskyi nun endlich die Waffen, um die sein Land gebeten habe, erklärte er ohne Details zu nennen. Diese würden helfen, die Leben Tausender Menschen zu retten.
Die jüngsten Erklärungen des russischen Militärs zeigten, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine nur der Anfang sei, warnt Selenskyi: “Russland will auch andere Länder erobern.” Er reagiert damit auf die jüngsten Konkretisierungen eines Befehlshabers der russischen Armee zu den militärischen Zielen. Der Vize-Kommandeur des zentralen Militärbezirks Russlands, Rustam Minnekajew, wird in russischen Medien mit den Worten zitiert, Russland wolle die vollständige Kontrolle über den Donbass und den Süden der Ukraine – von Mariupol bis Odessa. Auf diese Weise könnte eine “Landverbindung” geschaffen werden zwischen dem Donbass, der Krim und der pro-russischen “Republik” Transnistrien in Moldau.
In Transnistrien gebe es auch eine “Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung”. Für Russland ist dies auch Teil der Begründung für seinen Angriffskrieg in der Ukraine. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert.
Satellitenbilder sollen mögliche weitere Massengräber bei Mariupol zeigen
Es mehren sich Berichte und Hinweise über die Existenz von großen von den Russen angelegten Massengräbern in Mariupol und Umgebung. In der von russischen Truppen belagerten und nach russischen Angaben bis auf das Stahlwerk Asovstal komplett eingenommenen Hafenstadt im Südosten deuten Satellitenbilder des US-Satellitenfotodienst Maxar auf ein mögliches weiteres Massengrab hin. Diesmal in Wynohradne am Ostrand der Hafenstadt am Asowschen Meer. Die neuen Satellitenbilder sollen einen Friedhof zeigen, mit über 200 neuen Massengräbern. Darin vermutet die ukrainische Seite über 9000 tote Zivilisten aus Mariupol.

Diese Satellitenaufnahmen sollen Massengräber bei Mariupol zeigen
Am Vortag hatten ukrainische Behördenvertreter, gestützt auf Satellitenbilder, bereits ein mögliches Massengrab in Manhusch etwa 15 Kilometer westlich des Stadtrands vermutet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Anders als von Russland dargestellt kontrollieren die ukrainischen Streitkräfte nach US-Angaben offenbar weiter Teile von Mariupol. Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Verteidigungsminister vorgetragene “Show für die Medien” dürfte einfach ein weiterer Fall von russischer Desinformation sein, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.
Russland äußert sich zum Untergang der “Moskwa”
Moskau räumt acht Tage nach dem Untergang des Kriegsschiffs “Moskwa” erstmals Verluste in Zusammenhang mit dem Vorfall ein. Ein Soldat sei gestorben, zudem gälten 27 Soldaten als vermisst. Die ukrainische Armee hatte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte nach eigenen Angaben mit Raketen beschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte diese Darstellung.

Die “Moskwa” Anfang Februar, noch vor Kriegsbeginn, jetzt liegt sie als Wrack auf dem Boden des Schwarzen Meeres
Russland erklärte hingegen, an Bord des Kreuzers sei Munition detoniert. Die Explosion habe einen Brand ausgelöst, durch den der Rumpf beschädigt worden sei. Die “Moskwa” sei dann im Sturm während des Versuchs gesunken, sie zu einem Hafen abzuschleppen. Laut Meteorologen gab es allerdings zu der Zeit keinen Sturm in dem Seegebiet,
Treffen zum Ukraine-Krieg in Ramstein
Zu einem Treffen zur Ukraine auf dem deutschen US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland Pfalz am Dienstag erwarten die USA Vertreter aus mehr als 20 Staaten. Es seien etwa 40 Nationen eingeladen worden, gibt das US-Verteidigungsministerium bekannt. Das Treffen finde nicht unter dem Dach der NATO statt und auch Nicht-Mitgliedsländer sollten teilnehmen, sagt Ministeriumssprecher John Kirby. Bei den Gesprächen werde es um die langfristigen Sicherheitsbedürfnisse der Ukraine gehen.

Trümmerwüste Mariupol
US-Außenminister Antony Blinken hat den ukrainischen Ministerpräsidenten Denys Schmyhal in Washington empfangen und ihm weitere Unterstützung durch die USA versichert, wie das US-Außenministerium mitteilte. Beide hätten über zusätzliche Möglichkeiten der Hilfe gesprochen.
UN-Generalsekretär will sich in Moskau um Frieden bemühen
UN-Generalsekretär António Guterres reist am kommenden Dienstag nach Moskau und wird dort Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow treffen, teilte seine Sprecherin mit. Kremlsprecher Dmitri Peskow teilte mit, Guterres reise im Zuge verstärkter Friedensbemühungen nach Moskau. Der UN-Generealsekretär hatte um ein Treffen mit Putin gebeten.

In Lwiw im Westen der Ukraine beten die Menschen am Orthodoxen Osterfest für ein Ende des Krieges
Die UN bestätigten, dass Guterres im Anschluss in die Ukraine weiterreisen werde. Dort habe er einen Termin mit Außenminister Dmytro Kuleba und wird am 28. April von Präsident Wolodymyr Selenskyj empfangen, erklärten die Vereinten Nationen.
EU-Kommission: Russisches Gas ohne Sanktionsverstoß bezahlbar
EU-Unternehmen dürften nach Einschätzung der EU-Kommission weiter für russisches Gas bezahlen können ohne europäische Sanktionen gegen Moskau zu verletzen. Ein Sprecher der Behörde sagte mit Blick auf das russische Dekret, das Rubelzahlungen für Gaslieferungen an den Westen vorsieht: “Wir haben das neue Dekret sorgfältig analysiert und stehen in Kontakt mit den Behörden der Mitgliedstaaten und den betroffenen Energieunternehmen.” Bereits am Donnerstag habe man den EU-Staaten mit Blick auf Gasimporte einen Leitfaden geschickt. Darin heißt es, dass es nach dem russischen Dekret weiter möglich erscheine, für russisches Gas zu zahlen ohne gegen EU-Recht zu verstoßen.
Kreml-Kritiker wegen “Falschinformationen” festgenommen
Ein Moskauer Bezirksgericht hat den bekannten Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa wegen der angeblichen Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte in Haft genommen. Der Politiker muss bis zum 12. Juni ins Untersuchungsgefängnis, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. In Russland sind Berichte über das Vorgehen des russischen Militärs in der Ukraine, die dem offiziellen Standpunkt einer “militärischen Spezialoperation” widersprechen, strafbar. Zudem setzte das russische Justizministerium Kara-Mursa ebenfalls auf die Liste der ausländischen Agenten. Der 40-Jährige wurde erst vor wenigen Tagen wegen angeblichen Widerstands gegen die Staatsanwaltschaft zu 15 Tagen Ordnungshaft verurteilt.
Kara-Mursa gilt als prominenter Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Zweimal hat er rätselhafte Vergiftungen nur knapp überlebt. Recherchen der Investigativgruppe Bellingcat zufolge wurde Kara-Mursa von den FSB-Agenten verfolgt, die auch in den Giftanschlag auf den Oppositionellen Alexej Nawalny verwickelt sein sollen.
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
qu/ack (dpa, rtr, afp)