Das Wichtigste in Kürze:
- Experten haben schwere Verstöße russischer Truppen in der Ukraine festgestellt
- Laut der US-Geheimdienste sind bislang 15.000 russische Soldaten gefallen
- Außenministerin Baebock sagt im DW-Interview der Ukraine weitere Hilfe zu
- Selenskyjs Ehefrau spricht vor dem US-Kongress
- Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa muss sich vor Gericht verantworten
Internationale Experten haben schwerwiegende und massenhafte Verstöße der russischen Truppen gegen das humanitäre Völkerrecht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine dokumentiert. Das in Warschau ansässige Wahl- und Menschenrechts-Büro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) stellte einen entsprechenden Bericht vor.
Besonders gravierende Fälle seien der Beschuss des Theaters voller Flüchtlinge in Mariupol Mitte März und des belebten Bahnhofs von Kramatorsk Anfang April. Das ODIHR zeigte sich auch entsetzt über die Belagerung von Städten. Zivilisten sei keine Möglichkeit zur Evakuierung gegeben worden. Zeugen hätten von vielen Fällen illegaler Hinrichtungen, Inhaftierungen, Folter, sexueller Gewalt und Entführungen berichtet.

Blick auf das zerstörte Theatergebäude in der Hafenstadt Mariupol (im April)
Auch die ukrainischen Streitkräfte hätten gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen, wenn auch in geringerem Maße, heißt es in dem Bericht weiter.
15.000 Russen gefallen
Nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste sind bislang rund 15.000 russische Soldaten im Ukraine-Krieg gefallen. “Die jüngsten Schätzungen der US-Geheimdienste gehen von etwa 15.000 getöteten (russischen) Soldaten und vielleicht dreimal so vielen Verwundeten aus. Also erhebliche Verluste”, sagte CIA-Direktor William Burns bei einer Sicherheitskonferenz in Colorado. “Und auch die Ukrainer haben gelitten – wahrscheinlich etwas weniger. Aber, Sie wissen schon, deutliche Verluste.”
Russland beziffert seine Verluste nur sehr unvollständig. Die Regierung in Kiew teilte im Juni mit, täglich würden 100 bis 200 ukrainische Soldaten bei den Kämpfen getötet.
Baerbock sagt Ukraine im DW-Interview weitere Hilfe zu
Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock hat scharf auf russische Ankündigungen reagiert, weitere Gebiete in der Ukraine anzugreifen. Russland benutze jedes Mal ein anderes Argument, sagte Baerbock in Hannover der Deutschen Welle. Es handele sich also nur um eine neue Propaganda der russischen Seite. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte zuvor mit Blick auf die Versorgung der Ukraine mit westlichen Waffen erklärt, der russische Militäreinsatz solle auf Ziele in der Westukraine ausgeweitet werden.

Außenministerin Annalena Baerbock im DW-Interview
Baerbock versprach der Ukraine weitere Unterstützung aus Deutschland. Sie nannte in dem Zusammenhang Hilfe bei der Entminung von Städten, der Versorgung von Flüchtlingen sowie im medizinischen Bereich.
Selenskyjs Frau fordert mehr Waffen für die Ukraine
Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, hat in einer Rede vor dem US-Kongress für weitere Waffenlieferungen an ihr Land geworben. “Wir sind dankbar, dass die Vereinigten Staaten in diesem Krieg an unserer Seite stehen”, sagte Selenska. “Aber der Krieg ist nicht vorbei.” Die Ukraine brauche mehr Waffen, “um die Häuser aller Menschen zu schützen”, damit alle “lebend in diesen Häusern aufwachen können”, sagte sie weiter.

Die First Lady der Ukraine, Olena Selenska, spricht vor US-Kongressmitgliedern in Washington
Die USA haben seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar Militärgüter im Wert von fast sieben Milliarden US-Dollar an die Ukraine geschickt.
Deutsche Bahn transportiert ukrainisches Getreide
Die Deutsche Bahn (DB) will für die Ausfuhr bestimmtes Getreide aus der Ukraine unter anderem in die deutschen Häfen Rostock, Hamburg und Brake bringen. Das für den Transport von Hilfsgütern aufgebaute Netz solle Getreide per Güterzug an die Seehäfen befördern, so die DB.
Pro Woche sollen sich demnach mehrere Züge auf den Weg machen. Ein großer Teil der Transporte solle durch Rumänien führen, da das Land nicht nur eine lange Grenze mit der Ukraine teile, sondern auch eine gute Infrastruktur für Agrartransporte mitbringe.
Russische Journalistin vor Gericht
Die durch ihre Live-Protestaktion im russischen Fernsehen gegen den Angriffskrieg in der Ukraine bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa muss sich von diesem Donnerstag an in Moskau vor Gericht verantworten. Der 44-Jährigen wird vorgeworfen, die russische Armee “diskreditiert” zu haben. Bei dem Prozess in der russischen Hauptstadt droht ihr eine lange Haftstrafe.

Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa will sich nicht den Mund verbieten lassen
Owsjannikowa war am 14. März während einer Live-Sendung hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht und hatte ein Schild mit der Aufschrift “Kein Krieg” in die Kamera gehalten. Anschließend verbrachte die Journalistin mehrere Monate im Ausland und arbeitete unter anderem kurzzeitig für die deutsche Zeitung “Die Welt”. In der vergangenen Woche demonstrierte sie nahe dem Kreml abermals gegen den Krieg und nannte Staatschef Wladimir Putin einen “Killer”.
se/AR (dpa, rtr, afp, ap)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.