Das Wichtigste in Kürze:
- Ukraine will Verhandlungen mit Russland in Mariupol
- Warnung vor russischen Cyberattacken auf Unterstützer der Ukraine
- Finanzminister verlassen G20-Treffen aus Protest gegen Russland
- Russland kontrolliert Luhansk laut Gouverneur zu 80 Prozent
- UN-Generalsekretär Guterres will mit Putin und Selenskyj sprechen
Angesichts der katastrophalen Lage im umkämpften Mariupol hat die Ukraine eine “besondere Verhandlungsrunde” mit russischen Vertretern in der strategisch wichtigen Hafenstadt im Süden des Landes vorgeschlagen. Es könnten Verhandlungen “ohne Vorbedingungen” stattfinden, schrieb der ukrainische Chefunterhändler und Präsidentschaftsberater Mychailo Podoljak auf Twitter. Ziel sei es, die ukrainischen Kämpfer, Soldaten und Zivilisten zu retten.
Die ukrainischen Streitkräfte in Mariupol hatten am Mittwoch nach fast zweimonatigen heftigen Kämpfen einen dramatischen Hilfsappell veröffentlicht. Seine Truppen sähen “vielleicht” ihren “letzten Tagen, wenn nicht Stunden entgegen”, erklärte der ukrainische Kommandeur Serhij Wolyna. Moskau stellte den ukrainischen Soldaten ein neues Ultimatum, das am Mittwochmittag ablief.
Die in Mariupol ausharrenden ukrainischen Soldaten haben sich in einem Stahlwerk verschanzt und leisten von dort aus erbitterten Widerstand gegen die russischen Angreifer. Nach Angaben der städtischen Behörden befinden sich in den unterirdischen Anlagen der Stahlwerke auch mindestens tausend Zivilisten.

Rauch über dem Stahlwerk Asowstal
Die Einrichtung eines Fluchtkorridors für die Zivilisten am Mittwoch scheiterte nach Angaben Kiews. Die russischen Truppen hätten gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen und Busse für die Evakuierungen blockiert, erklärte die stellvertretende Regierungschefin Iryna Wereschtschuk.
Geheimdienste warnen vor Cyberangriffen
Das Geheimdienstbündnis Five Eyes hat vor möglichen russischen Cyberangriffen gegen Unterstützerstaaten der Ukraine gewarnt. Die Hinweise darauf, dass die russische Regierung “Möglichkeiten für Cyberattacken” auslote, verdichteten sich, heißt es in einer Warnung des Geheimdienstbündnisses, dem die USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland angehören.

Unterstützern der Ukraine könnten Cyberangriffe drohen
Es gebe Drohungen, Cyberangriffe auf Länder oder Organisationen auszuführen, die materielle Unterstützung für die Ukraine leisteten. Die Five Eyes verweisen auf mehr als ein Dutzend potenziell gefährliche Hackergruppen. Bei ihnen handelt es sich teilweise um Gruppen mit direkter Verbindung zu russischen Geheimdiensten oder militärischen Stellen, aber auch um privat geführte Organisationen.
Johnson vergleicht Putin mit Krokodil
Der britische Premierminister Boris Johnson hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit einem Krokodil verglichen. “Wie kann man mit einem Krokodil verhandeln, wenn es dein Bein im Maul hat? Das ist die Schwierigkeit, vor der die Ukrainer stehen”, sagte er zu Journalisten auf einem Flug nach Indien. Es werde schwer für die Ukraine, einen Friedensvertrag mit einem Staatschef auszuhandeln, der so unzuverlässig sei.

Es ist schwer, mit einem Krokodil zu verhandeln, meint der britische Premier Johnson
Finanzminister verlassen G20-Treffen – Lindner bleibt
Finanzminister mehrerer Länder haben das G20-Treffen in Washington wegen Russlands Teilnahme zeitweise verlassen. So verließen die Finanzministerinnen der USA und Kanadas, Janet Yellen und Chrystia Freeland, den Raum, als der russische Ressortchef Anton Siluanow das Wort ergriff. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) blieb dagegen, ebenso wie die übrigen Amtskollegen der G7-Staaten.
Die Kanadierin Freeland schrieb auf Twitter: “Russland sollte an diesen Treffen nicht teilnehmen oder einbezogen sein.” Dazu stellte sie ein Foto aller Teilnehmer, die die Sitzung aus Protest verlassen hatten – neben ihr und Yellen waren darauf unter anderem auch die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, sowie ihr US-Kollege Jerome Powell zu sehen. Auch der als Gast eingeladene ukrainische Vertreter hatte die Sitzung verlassen.
Russland kontrolliert offenbar Großteil von Luhansk
Ukrainischen Angaben zufolge ist rund acht Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs der Großteil der Region Luhansk unter russischer Kontrolle. Nach dem Abzug der ukrainischen Truppen aus der Kleinstadt Krimenna kontrollierten russische Einheiten nun 80 Prozent des Gebietes, teilte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, auf Telegram mit.
Auch die Städte Rubischne und Popasna in Luhansk seien mittlerweile “teilweise” unter russischer Kontrolle. Um diese gibt es seit Wochen intensive Kämpfe. Der Beschuss habe auch hier zugenommen, schreibt Hajdaj weiter. Zu Beginn des Krieges am 24. Februar hatten die Separatisten der “Volksrepublik” Luhansk rund 30 Prozent der Region unter ihrer Kontrolle.
Guterres will sich für Frieden einsetzen
UN-Generalsekretär António Guterres will sich bei Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Deeskalation der Lage in der Ukraine einsetzen. Er habe die beiden Staatschefs in Briefen darum gebeten, ihn zu Gesprächen in Moskau und Kiew zu empfangen, teilte Guterres’ Sprecher Stéphane Dujarric mit.

Guterres bei einer Pressekonferenz am UN-Hauptquartier in New York
Der UN-Generalsekretär wolle mit den beiden Präsidenten über “dringende Maßnahmen zur Wiederherstellung des Friedens in der Ukraine und die Zukunft des Multilateralismus auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen und des Völkerrechts diskutieren”.
Bislang spielten die Vereinten Nationen bei den Bemühungen um eine Beendigung des Kriegs eine unterordnete Rolle. Seit dem Beginn des russischen Angriffs Ende Februar telefonierte Guterres nur einmal mit Selenskyj. Putin lehnt jeden Kontakt mit dem UN-Generalsekretär ab, da dieser den Einmarsch Russlands in die Ukraine als Verstoß gegen die UN-Charta bezeichnet hat.
gri/wa (afp, dpa, rtr)
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