Deutsche Nachrichtenveranstaltungen finden statt

Ukraine aktuell: Guterres auf Vermittlungsmission

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Putin empfängt UN-Generalsekretär Guterres
  • USA kritisieren Warnungen vor drittem Weltkrieg
  • Cherson angeblich nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle
  • Selenskyj: Moskaus Ziele gehen weit über Ukraine hinaus
  • Eishockey-Weltverband entzieht Russland WM-Turnier 

 

Russland hält nach Darstellung der Vereinten Nationen eine Rolle der UN bei Evakuierungsaktionen in der Ostukraine für möglich. Nach einem Treffen von UN-Generalsekretär António Guterres mit Kremlchef Wladimir Putin in Moskau teilten die Vereinten Nationen mit: “Der Präsident stimmte grundsätzlich der Beteiligung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees für das Rote Kreuz an der Evakuierung von Zivilpersonen aus dem Asowstal-Werk in Mariupol zu.” Dazu sollten die UN mit dem russischen Verteidigungsministerium in Kontakt bleiben. Bei dem Gespräch mit Putin sei es auch um die Verbesserung der humanitären Hilfe für die Ukraine gegangen.

Russische Staatsmedien zeigten, wie sich Guterres und Putin an dem großen ovalen Tisch im Saal des Senatspalastes gegenüber saßen. Das Gespräch im Kreml am Dienstagabend soll etwa eine Stunde gedauert haben.

Putin erklärte bei der Begegnung mit Guterres: “Trotz der Tatsache, dass der Militäreinsatz (in der Ukraine) andauert, hoffen wir immer noch, dass wir in der Lage sein werden, auf diplomatischem Wege Abkommen zu erreichen.” Russland lehne Verhandlungen nicht ab. Diese waren allerdings ins Stocken geraten, nachdem im Großraum Kiew nach dem Abzug russischer Truppen viele Leichen von Zivilisten gefunden wurden. Damit habe die russische Armee “nichts zu tun”, betonte Putin erneut.

Video ansehen 02:12

Guterres als “Botschafter des Friedens”

Der UN-Generalsekretär wird nun über Polen in die Ukraine weiterreisen, wo er am Donnerstag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen will.

Vereinigte Staaten möchten Ukraine stärken 

US-Außenminister Antony Blinken hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, im Ukraine-Krieg nicht wirklich an einer diplomatischen Lösung interessiert zu sein. “Wir haben bislang kein Anzeichen dafür gesehen, dass Präsident Putin es mit bedeutsamen Verhandlungen ernst meint”, sagte Blinken bei einer Kongressanhörung. Die USA würden darauf setzen, die Ukraine militärisch wie diplomatisch zu stärken, führte Blinken aus. “Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass sie die Fähigkeit haben, die russische Aggression abzuwehren, und ihre Position an einem künftigen Verhandlungstisch zu stärken.”

Antony Blinken

Antony Blinken

Pentagon-Chef: “Niemand will einen Atomkrieg”

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat jüngste Warnungen des russischen Außenministers Sergej Lawrow vor einem Dritten Weltkrieg und einem Einsatz von Nuklearwaffen kritisiert. Jedes Gerede über den möglichen Einsatz von Atomwaffen sei “sehr gefährlich und wenig hilfreich”, erklärte Austin nach einem internationalen Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein. “Niemand will einen Atomkrieg. Niemand kann das gewinnen.”

Wird die Ukraine zerschlagen?

Ein enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin sieht die Ukraine vor dem Zerfall in mehrere Staaten und macht dafür die USA verantwortlich. Die Regierung in Washington habe seit Jahren versucht, bei den Ukrainern Hass auf alles Russische zu schüren und mit Hilfe der Regierung in Kiew Russland zu unterdrücken, sagte der Sekretär von Russlands Sicherheitsrat, Nikolaj Patruschew, in einem Interview der Regierungszeitung “Rossijskaja Gaseta”. “Das Ergebnis der Politik des Westens und des Regimes in Kiew kann nur die Aufspaltung der Ukraine in mehrere Staaten sein.” Die Worte des einflussreichen Politikers stützen die Einschätzung, dass Russland auf eine Zerschlagung der Ukraine abzielt.

Infografik Welche Teile der Ukraine werden von russischen Truppen kontrolliert DE

Russland will Gebiet Cherson erobert haben

Das russische Militär hat nach eigener Darstellung die Kontrolle über große Teile der Ost- und Südukraine erlangt. “Die russische Armee hat das gesamte Gebiet Cherson, Teile der Gebiete Charkiw, Saporischja, Mykolajiw sowie bedeutende Teile der Donezker und Luhansker Volksrepublik unter ihre Kontrolle genommen”, erklärte Generaloberst Michail Misinzew. In den eroberten Gebieten kehre langsam wieder der friedliche Alltag ein, die soziale Infrastruktur werde instand gesetzt und die Aussaat habe begonnen, behauptete er. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben nicht überprüft werden.

Ukraine | Russische Truppen erobern das Munitionsdepot der Streitkräfte der Ukraine in Charkiw

Erobertes Munitionsdepot in Charkiw

Selenskyj: Ukraine-Krieg “nur der Anfang”

Nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verfolgt Russland Ziele, die weit über die Ukraine hinausreichen. “Das ultimative Ziel der russischen Führung ist nicht nur die Eroberung der Ukraine, sondern die Zerschlagung des gesamten Zentrums und des Ostens Europas”, sagte Selenskyj in einer neuen Videobotschaft, die in der Nacht zum Mittwoch auf Telegram veröffentlicht wurde. Auch ein “globaler Schlag gegen die Demokratie” gehöre zu dem Ziel. In der “freien Welt” gebe es praktisch niemanden mehr, der nicht verstanden habe, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine nur der Anfang sei, meinte der Staatschef.

Wolodymyr Selenskyj

Wolodymyr Selenskyj

Angriff aus Transnistrien heraus? 

Die ukrainischen Streitkräfte sind nach Angaben von Staatschef Selenskyj auf einen möglichen Angriff russischer Truppen aus der moldauischen Separatistenregion Transnistrien vorbereitet. Man kenne die Stärke dieser Truppen – und die ukrainischen Streitkräfte hätten keine Angst vor ihnen, sagte Selenskyj. Seinen Aussagen waren mehrere Explosionen in der seit 1992 von Moldau abtrünnigen Region seit Wochenanfang vorangegangen. Die Separatisten in Transnistrien hatten der Ukraine vorgeworfen, dafür verantwortlich zu sein. Kiew bestritt das und sprach davon, dass der russische Geheimdienst FSB Transnistrien in den Krieg gegen die Ukraine hineinziehen wolle.

Infografik Karte Republik Moldau DE

Keine Eishockey-WM in Russland 2023

Der Eishockey-Weltverband hat Russland die in St. Petersburg geplante Weltmeisterschaft 2023 entzogen. Dieser vom IIHF-Council beschlossene Schritt erfolge “wegen der Sorge um die Sicherheit und das Wohlbefinden aller teilnehmenden Spieler, Offiziellen, der Medien und Fans”, hieß es. Über einen Ersatzausrichter will der Weltverband Ende Mai während der WM 2022 in Finnland entscheiden.

wa/cw (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.