Das Wichtigste in Kürze:
- Biden: Müssen uns gegen Diktatoren stellen
- EU-Kommission ist für ein Öl-Embargo gegen Russland
- Selenskyj über Rettung von Zivilisten aus Mariupol erleichtert
- Russland soll 400.000 Tonnen Getreide abtransportiert haben
US-Präsident Joe Biden hat die Versorgung der Ukraine mit Waffen für den Kampf gegen Russland verteidigt. “Die Geschichte hat uns gezeigt, dass Diktatoren immer wieder kommen, wenn man sich ihnen nicht entgegenstellt”, sagte Biden beim Besuch der Waffenfabrik Lockheed Martin in Troy im US-Bundesstaat Alabama. Ihr Machthunger werde immer größer. “Entweder unterstützen wir das ukrainische Volk bei der Verteidigung seines Landes, oder wir sehen zu, wie Russland seine Gräueltaten und Aggression fortsetzt”, so Biden.

In dem Werk werden Javelin Anti-Panzer-Raketen hergestellt
Seit Kriegsbeginn Ende Februar sagten die USA der ehemaligen Sowjetrepublik allein Waffen und Munition im Wert von mehr als 3,7 Milliarden US-Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) zu oder lieferten auch schon. Biden hat den US-Kongress außerdem um weitere, erhebliche Milliardensummen für Militärhilfe und humanitäre Unterstützung gebeten. “Wie ich von Anfang an gesagt habe, wird dieser Kampf nicht billig sein”, betonte der Präsident.
EU-Kommission schlägt ÖL-Embargo gegen Russland vor
Unternehmen aus Deutschland und den anderen EU-Staaten sollen in Zukunft kein russisches Öl mehr importieren dürfen. Das sieht ein Vorschlag der EU-Kommission und des Europäischen Auswärtigen Dienstes für ein neues Paket mit Sanktionen gegen Russland vor. Um den Ländern Zeit für die Umstellung zu geben, soll es Übergangsfristen geben.
Weitreichende Ausnahmeregelungen sind für Ungarn und die Slowakei vorgesehen. Die beiden EU-Länder beziehen derzeit noch einen Großteil ihres Ölbedarfs aus Russland und sehen sich auch wegen eines fehlenden Meereszugangs nicht in der Lage, so schnell wie andere alternative Lieferquellen zu erschließen.
Ungarn und die Slowakei beziehen russisches Öl über den Südstrang der Druschba-Pipeline, der auch Tschechien versorgt. Ungarn importiert nach Regierungsangaben knapp 60 Prozent seines Öls aus Russland – das ist mehr als doppelt so viel wie der EU-Schnitt von zuletzt 26 Prozent. Die Regierung in Budapest drohte mit einem Veto gegen ein Öl-Embargo, falls dieses die eigene Versorgungssicherheit einschränken sollte.

Damit die geplanten Strafmaßnahmen in Kraft treten können, braucht es die Zustimmung aller 27 EU-Staaten. An diesem Mittwoch wollen deren ständige Vertreter in Brüssel über das Papier beraten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird das sechste Sanktionspaket im Europaparlament vorstellen.
Selenskyj über Rettung von Zivilisten erleichtert
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist erleichtert über die Rettung von 156 Zivilisten aus dem von russischen Truppen belagerten Stahlwerk Azovstal und anderen Teilen von Mariupol. “Endlich sind diese Menschen in völliger Sicherheit”, sagte er in einer neuen Videobotschaft am Dienstagabend in Kiew. Die Evakuierung sei unter großen Mühen, mit langen Verhandlungen und der Hilfe verschiedener Vermittler vorbereitet worden.

Eine Frau umarmt Verwandte in einem Zentrum für Vertriebene in Saporischschja
Die Gruppe mit Frauen, Kindern und älteren Menschen wurde am Dienstag in die Stadt Saporischschja in ukrainische Obhut gegeben. Viele von ihnen waren am Wochenende mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz aus dem Fabrikgelände, dem letzten Stützpunkt der Ukrainer in Mariupol, herausgeholt worden. Andere Flüchtlinge stammen aus der Stadt oder der Umgebung.
Selenskyj sagte, man bereite weitere Rettungsaktionen für die Eingeschlossenen vor. Die Hafenstadt Mariupol ist fast vollständig von russischen Truppen erobert worden, dabei wurde sie weitestgehend zerstört. Nach Schätzungen harren noch immer 100.000 Menschen dort aus.
Heftige russische Raketenangriffe
Städte in mehreren Regionen der Ukraine sind am Dienstagabend mit russischen Raketen angegriffen worden. Teile der Stadt Lwiw im Westen des Landes sind laut Medienberichten ohne Strom, nachdem drei Kraftwerke durch Raketen beschädigt worden seien, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj sagte. In der Folge gebe es auch Probleme mit der Wasserversorgung, weil die Pumpen mangels Elektrizität ausfielen.
Bei einem russischen Angriff auf ein Koks-Werk in Awdijiwka in der ostukrainischen Region Donezk wurden nach Angaben von Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko mindestens zehn Menschen getötet und 15 weitere verletzt. Der Angriff sei erfolgt, als die Arbeiter gerade Schichtende hatten und an einer Bushaltestelle warteten. “Die Russen wussten, worauf sie zielen”, betonte Kyrylenko.
Insgesamt wurden nach Angaben des Gouverneurs in der Donezk-Region durch russischen Beschuss 21 Zivilisten getötet und 27 weitere verletzt. Dies sei die höchste Zahl an Todesopfern in der Region innerhalb eines Tages seit dem Angriff auf einen Bahnhof in der Stadt Kramatorsk vergangenen
Monat, bei dem mehr als 50 Menschen getötet worden waren.
Russland transportiert 400.000 Tonnen Getreide ab
Russland hat aus den besetzten Gebieten der Ukraine nach Angaben aus Kiew 400.000 Tonnen Getreide abtransportieren lassen. Das sei etwa ein Drittel der Getreidevorräte in den Regionen Cherson, Saporischschja, Donezk und Luhansk, sagte Vizeagrarminister Taras Wyssozkyj im ukrainischen Fernsehen. Vor dem Krieg hätten dort etwa 1,3 Millionen Getreide gelagert zur täglichen Versorgung, aber auch zur Aussaat. Werde der Getreidebestand weiter reduziert, drohe in diesen Gebieten eine Hungersnot.
se/rb (dpa, rtr, afp, ap)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.