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Waffenruhe im Sudan wird immer brüchiger

Kampfflugzeuge der Armee flogen auch an diesem Donnerstag über die nördlichen Vororte der Hauptstadt Khartum, während sich Soldaten und Kämpfer der paramilitärischen RSF-Miliz am Boden Gefechte lieferten, wie Augenzeugen berichteten.

Der östliche Stadtrand von Khartum war bereits am Mittwoch das Ziel von Luftangriffen und im Süden der Hauptstadt war es in de Nähe eines Hauses von RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo zu Gefechten gekommen, wobei mit Maschinengewehren geschossen wurde, wie weitere Augenzeugen berichteten.

Seit zwei Wochen kämpfen Armeeeinheiten unter dem Kommando des Generals Abdel Fattah al-Burhan gegen die von Daglo angeführte RSF-Miliz um die Vorherrschaft im Sudan. Nach Angaben des sudanesischen Gesundheitsministeriums wurden mindestens 512 Menschen getötet und 4193 Menschen verletzt.

Sudanesische Flüchtlinge im Tschad stehen in einer Schlange, um Nahrung zu erhalten

Anstehen für Nahrungsmittel: Laut UN sind mindestens 20.000 Sudanesen vor den Kämpfen in den Tschad geflüchtet

Kritisch ist die Lage zudem in der Region West-Darfur. Nach Angaben der Armee flammten dort ethnische Konflikte wieder auf. Es soll zu Gewalt zwischen den afrikanischstämmigen Masalit sowie arabischstämmigen Gruppen gekommen sein. Seit Jahrzehnten gibt es in der Region immer wieder schwere Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Volksgruppen.

Weitere Waffenruhe beschlossen

Die beiden Konfliktparteien haben unterdessen eine Verlängerung ihrer Feuerpause angekündigt. Die Waffen sollten von Donnerstag um Mitternacht für weitere 72 Stunden schweigen, teilten Vertreter der Armee und der Rapid Support Forces mit. Die USA und Saudi-Arabien hatten vermittelt. US-Außenminister Antony Blinken sagte zuvor in Washington: “Wir arbeiten sehr aktiv daran, diese Waffenruhe zu verlängern.” Der UN-Sondergesandte im Sudan, Volker Perthes, hatte ebenfalls Gespräche dazu angekündigt. 

Sudans Machthaber Abdel Fattah al-Burhan

Armeechef Abdel Fattah al-Burhan (Archiv)

Die erneute Verhandlungsinitiative wurde vom nordostafrikanischen Regionalverbund IGAD organisiert. “Ich bin zuversichtlich, dass die anhaltenden Bemühungen der internationalen Gemeinschaft dazu beitragen werden, die Kämpfe zu beenden und die Situation zu deeskalieren”, sagte IGAD-Exekutivsekretär Workneh Gebeyehu. Bereits kurz nach Ausbruch der Kämpfe vor fast zwei Wochen hatten die Präsidenten aus dem Südsudan, Kenia und Dschibuti Vermittlungen in Khartum angeboten. Diese mussten jedoch aufgrund der dortigen Sicherheitslage abgesagt werden.

Botschafterin setzt auf Deutschland und EU

Angesichts der eskalierenden Gewalt und des humanitären Leids in ihrem Land setzt die Botschafterin des Sudan in Deutschland, Ilham Ibrahim Mohamed Ahmed, auf Hilfe und Unterstützung aus Deutschland. In einem DW-Interview machte sie – im Einklang mit den herrschenden Militärs – die RSF-Miliz für das Leid verantwortlich – die ihrerseits allerdings dem Militär im Lande die Verantwortung für die Gewalt zuschreibt.

“Für den Sudan sind Deutschland und die Europäische Union wichtige Partner in der Entwicklung und im politischen Prozess. Deutschland und die Europäische Union spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Bemühungen des Sudan, die ins Stocken geratene politische Lösung zu vollenden. Außerdem besteht zum jetzigen Zeitpunkt ein großer Bedarf an humanitärer Hilfe, insbesondere an medizinischer Versorgung aufgrund der großen Zerstörung.”

uh/kle/nmm (dpa, afp, dw)