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Ukraine aktuell: USA erwägen Lieferung von Schützenpanzern an die Ukraine

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Biden lässt Lieferung von Bradley-Schützenpanzern an Kiew prüfen
  • Selenskyj begrüßt französische Spähpanzer-Initiative
  • Kiew meldet weiteren erfolgreichen Angriff in der Region Saporischschja
  • Baerbock: Westen muss weiter fest an der Seite der Ukraine stehen
  • Neue Orthodoxe Kirche feiert Weihnachtsgottesdienst im Höhlenkloster

 

Die US-Regierung zieht die Lieferung von gepanzerten Kettenfahrzeugen des Modells “Bradley” an die Ukraine in Erwägung. Die Schützenpanzer verfügen normalerweise über eine Kanone, ein Maschinengewehr und panzerbrechende Raketen. Präsident Joe Biden bejahte die Frage eines Reporters, ob die Lieferung der Schützenpanzer an die Ukraine von der Regierung erwogen werde. Er nannte keine Einzelheiten. Damit blieb zunächst unklar, welche Modellvariante des “Bradley” für Kiew in Frage käme.  Die US-Armee besitzt seit Mitte der 1980er Jahren Tausende von Bradleys, die vor allem zum Truppentransport verwendet werden. Die Fahrzeuge würden den ukrainischen Streitkräften auf dem Schlachtfeld mehr Feuerkraft geben und ihre Fähigkeiten im Grabenkrieg stärken.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nur wenige Stunden zuvor zugesagt, dass seine Regierung “leichte Kampfpanzer” bereitstellen werde. Es geht dabei um den Spähpanzer AMX-10 RC. Dieser verfügt über eine große Kanone und wird vor allem zur Aufklärung eingesetzt. “Dies ist das erste Mal, dass gepanzerte Fahrzeuge aus westlicher Produktion zur Unterstützung der ukrainischen Armee geliefert werden”, sagte ein französischer Beamter nach einem Telefonat der beiden Präsidenten. Wie viele Panzer Frankreich wann übergeben will, ist unklar.

Französicher Radpanzer AMX-10 RC

Ein französicher Radpanzer vom Typ AMX-10 RC

Die Ukraine bittet ihre Verbündeten im Krieg gegen Russland seit langem um Kampf- und Schützenpanzer westlicher Bauart wie den deutschen Kampfpanzer Leopard oder den amerikanischen Kampfpanzer Abrams. Die deutsche Regierung lehnt die Bereitstellung solcher Panzer bisher ab. Andere westliche Panzer hat die Ukraine in der Vergangenheit hingegen bereits erhalten, auch wenn es sich dabei eher um Truppentransporter wie das US-Modell M113 – ein kleineres Kettenfahrzeug – handelte. Deutschland hat der Ukraine zudem 30 Flugabwehrpanzer vom Typ Gepard zur Verfügung gestellt.

Selenskyj sieht in avisierten Panzerlieferungen ein wichtiges Signal

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die angekündigte Lieferung französischer Spähpanzer als wichtiges Signal auch an andere westliche Staaten gewertet. In einer Videoansprache dankt er dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron “für diese Führungsrolle”. Damit habe Frankreich die militärische Unterstützung der Ukraine “auf ein neues Level”. Selenskyj fügte hinzu: “Das sendet ein klares Signal an alle unsere Partner: Es gibt keinen rationalen Grund, weshalb Panzer westlicher Bauart bislang nicht an die Ukraine geliefert wurden.”

Kiew meldet weiteren erfolgreichen Angriff in der Region Saporischschja

Der ukrainische Generalstab teilte mit, in der besetzten Stadt Tokmak im südukrainischen Gebiet Saporischschja seien bei einer Offensive 80 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Beide Kriegsparteien sprechen häufig von hohen Verlusten der gegnerischen Seite. Ein Sprecher der russischen Besatzungsverwaltung von Saporischschja, Wladimir Rogow, sagte der ukrainische Angriff habe dem Kreiskrankenhaus von Tokmak gegolten. Es seien ein Militärarzt und mehrere Patienten getötet worden. Dazu wurden Bilder von einem schwer zerstörten Gebäude gezeigt.

Ukraine Donezk | Angriff auf russische Militär-Unterkunft nahe Makiiwka

Eine Gedenkzeremonie in Samara für die getöteten russischen Soldaten in Makijiwka

Die Ukraine meldet seit Tagen teils heftige Attacken auf russische Truppenansammlungen. Allein bei einem Angriff auf eine russische Militärunterkunft in Makijiwka im Gebiet Donezk sollen den Kiewer Angaben zufolge 400 und bei einer weiteren Offensive in der Ortschaft Tschulakiwka in Cherson 500 feindliche Soldaten getötet worden sein. Moskau hingegen hat mit Blick auf die ukrainischen Artillerieschläge in der Neujahrsnacht bisher nur mindestens 89 Tote in den eigenen Reihen eingeräumt.

Kritik an russischer Militärführung wird lauter

Baerbock: Westen muss weiter fest an der Seite der Ukraine stehen

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat Europa und den Westen aufgerufen, angesichts des russischen Angriffskriegs auch 2023 eng und solidarisch an der Seite der Ukraine zu stehen. “Diese gemeinsame europäische Einigkeit, die uns im letzten Jahr so stark gemacht hat, müssen wir uns auch in diesem neuen Jahr bewahren und sie weiter ausbauen”, sagte die Grünen-Politikerin bei einem gemeinsamen Auftritt mit ihrem portugiesischen Kollegen João Gomes Cravinho in Lissabon.

Zugleich kritisierte Baerbock die jüngsten russischen Angriffe auf die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung der Ukraine als “Angriffe auf die Menschlichkeit”, die kein anderes Ziel hätten, als den Ukrainerinnen und Ukrainern “ihre Lebensgrundlage zu nehmen”. Man dürfe nicht den geringsten Zweifel an der entschlossenen Unterstützung des Westens für Kiew aufkommen lassen, betonte sie. Die Ministerin fügte hinzu: “So bitter es ist: Mit jedem Zeichen des Nachlassens der Unterstützung ermutigen wir Putin, weiterzumachen.”

Neue Orthodoxe Kirche feiert Weihnachtsgottesdienst im Höhlenkloster

Im ukrainischen Kirchenstreit wird die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine erstmals ihre Weihnachtsmesse im berühmten Kiewer Höhlenkloster abhalten. Metropolit Epifanij habe die Erlaubnis für die Feier des Weihnachtsgottesdiensts in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale erhalten, teilte die Kirche mit. Der Gottesdienst werde gemäß dem Kalender der orthodoxen Kirchen am Samstag stattfinden.

Ukraine Kiew | Durchsuchung Kiewer Höhlenkloster

Blick ins berühmte Kiewer Höhlenkloster

Zuvor war der Mietvertrag der konkurrierenden ukrainisch-orthodoxen Kirche für die Kathedrale zum Jahresende nicht verlängert worden. Diese ursprünglich mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Kirche hatte bereits vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion das Klostergelände zur Nutzung übertragen bekommen. Das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Höhlenkloster befindet sich im Staatsbesitz und gilt als das größte Heiligtum der osteuropäischen orthodoxen Kirchen.

Die traditionell eng mit Russland verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte sich erst mit dem russischen Einmarsch vom vergangenen Februar völlig von Moskau losgesagt. Zuvor war mit staatlicher Hilfe 2018 die Orthodoxe Kirche der Ukraine als neue Landeskirche gegründet worden. Sie ist dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel (Istanbul) zugeordnet. In der Ukraine wird weiter – wie in Russland und Belarus – Weihnachten erst am 7. Januar gefeiert.

kle/wa (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.