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Ukraine aktuell: Selenskyj möchte mehr Kriegsgefangene machen

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj setzt auf Austausch von Kriegsgefangenen
  • EU: China soll Moskau von Truppenabzug überzeugen
  • US-Generalstabschef dämpft Erwartungen an F-16-Jets
  • Scholz berät sich mit Spitzen der baltischen Staaten

 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Truppen aufgerufen, mehr russische Soldaten gefangen zu nehmen. “Jeder an der Front sollte daran denken: Je mehr russische Kriegsgefangene wir nehmen, desto mehr unserer Leute werden zurückkehren”, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Darin begrüßte er auch einen Gefangenenaustausch am Donnerstag, bei dem 106 ukrainische Militärangehörige von der russischen Seite übergeben worden seien.

Sie hätten im Gebiet der inzwischen fast völlig zerstörten Stadt Bachmut gekämpft, berichtete Selenskyj. Darunter seien acht Offiziere. Viele der zurückgekehrten Militärs hätten zuvor als vermisst gegolten. Keine Angaben machte Selenskyj dazu, wie viele Russen durch den Austausch freikamen.

Die Führung in Moskau behauptet seit vergangenem Wochenende, Bachmut vollständig erobert zu haben. Die Regierung in Kiew bestreitet dies.

Wagner-Söldner übergeben Bachmut

Die russische “Gruppe Wagner” hat nach eigener Darstellung inzwischen mit dem Abzug ihrer Söldner aus Bachmut begonnen. Bis zum 1. Juni solle die Stadt komplett den regulären russischen Streitkräften zur Kontrolle überlassen werden, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Seine Truppen würden sich zur Erholung und Vorbereitung auf die nächsten Einsätze in ihre Lager zurückziehen. Nach einer Pause stünden sie für neue Gefechtsaufgaben bereit, so Prigoschin.

EU: China soll Moskau von Truppenabzug überzeugen

Die Europäische Union hat China aufgefordert, mit Nachdruck auf einen Rückzug Russlands aus der Ukraine hinzuwirken. Die Volksrepublik müsse sich als ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates die Prinzipien der territorialen Integrität und Unabhängigkeit in Erinnerung rufen, heißt es in einer Stellungnahme der EU. Man erwarte deshalb von China, dass es an einem “sofortigen und bedingungslosen Abzug aller russischen Streitkräfte und der gesamten Militärausrüstung” vom gesamten Gebiet der Ukraine arbeite, erklärte das Büro des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.

Zuvor hatte dessen Stellvertreter Enrique Mora den chinesischen Sondergesandten Li Hui zu Gesprächen über eine politische Lösung im Ukraine-Konflikt empfangen. Dabei habe Mora mit Li die Möglichkeiten für einen “gerechten und dauerhaften Frieden” erörtert, hieß es aus Brüssel.

An diesem Freitag wird Li in Moskau erwartet. In den vergangenen Tagen hatte der Sondergesandte bereits Polen, die Ukraine, Frankreich und Deutschland besucht. Bisher haben die diplomatischen Bemühungen Chinas keine erkennbaren Fortschritte erbracht. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte nach einem Treffen mit Li betont, Kiew werde keine Lösung akzeptieren, die den “Verlust von Territorien” vorsehe.

US-Generalstabschef dämpft Erwartungen an F-16-Jets

Die der Ukraine in Aussicht gestellten F-16-Kampfjets sind nach den Worten von US-Generalstabschef Mark Milley keine “Wunderwaffen”. Nach Video-Beratungen der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe für die Ukraine stellte Milley klar: “Manchmal werden bestimmte Dinge mit dem Etikett versehen, dass dies oder jenes die Wunderwaffe sein wird. Es gibt keine Wunderwaffen.” Die Kampfjets des amerikanischen Typs F-16 seien dies nicht – und andere Waffen auch nicht.

F-16-Flugzeug der Taiwan Air Force

Ein F-16-Kampfjet: “Keine Wunderwaffe”

US-Präsident Joe Biden hatte kürzlich beim G7-Gipfel führender demokratischer Wirtschaftsmächte in Japan grünes Licht dafür gegeben, ukrainische Kampfpiloten an F-16-Jets auszubilden. Damit ebnete er den Weg für eine mögliche Lieferung solcher Jets an die Ukraine. Das wäre nicht nur eine Verstärkung zur Verteidigung seines Landes, sondern auch ein starkes Signal dafür, dass Russland mit seiner Aggression scheitern werde, betonte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj.

Scholz berät sich mit Spitzen der baltischen Staaten

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz reist an diesem Freitag nach Estland, das ebenso wie Lettland und Litauen an russisches Territorium grenzt. In der estnischen Hauptstadt Tallinn ist ein bilaterales Gespräch von Scholz mit Ministerpräsidentin Kaja Kallas geplant. Danach will der Kanzler an einem Treffen der baltischen Staaten teilnehmen, bei dem er auch Litauens Präsident Gitanas Nauseda und Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins begegnen wird.

Karte Baltikum DE

Waren früher Teil der Sowjetunion: die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen

Ein zentrales Thema dürften die sicherheitspolitischen Auswirkungen des Ukraine-Krieges sein. Deutschland beteiligt sich gemeinsam mit anderen NATO-Mitgliedern am militärischen Schutz der Länder im Baltikum, die sich durch Russland bedroht sehen. In Litauen sind dafür Soldaten der Bundeswehr stationiert.

Moskauer Ministerium meldet Vorfall über der Ostsee

Russland hat nach eigenen Angaben durch die Entsendung zweier Kampfjets zwei US-Bomber an der “Verletzung” der russischen Staatsgrenze über der Ostsee gehindert. Das Verteidigungsministerium im Moskau teilte mit, es habe die Maschinen vom Typ Su-27 und Su-35 losgeschickt und “die Luftziele als zwei strategische B-1B-Bomber der US-Luftwaffe” identifiziert.

Nach dem Einsatz seien die russischen Kampfflugzeuge “sicher zu ihrem Luftwaffenstützpunkt zurückgekehrt”. Nach Darstellung Moskaus handelt es sich bereits um den zweiten Vorfall dieser Art in einer Woche.

Lloyd’s kassiert Zertifizierung für indische Öltanker-Firma

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg hat der Schiffdienstleister Lloyd’s Register angekündigt, ab dem 3. Juni die Zertifizierungen für 21 Schiffe des indischen Unternehmens Gatik Ship Management zurückzuziehen. In einer E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters verwies Lloyd’s Register auf Sanktionen beim Handel mit russischem Öl.

Gatik Ship ist seit Kriegsbeginn zu einem wichtigen Transporteur für den Rohstoff aus Russland geworden. Konzerne wie Lloyd’s bieten Dienste wie Seetauglichkeitsprüfungen und Zertifizierungen an, die für den Abschluss von Versicherungen und das Einlaufen in Häfen notwendig sind.

wa/AR (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.