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Ukraine aktuell: Europäische Sicherheitsordnung laut Steinmeier zerstört

 

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Bundespräsident sieht europäische Sicherheitsordnung zerstört
  • Ukrainischer General meldet Rückzug russischer Truppen aus Teilen Bachmuts
  • Russen plündern laut Kiews Generalstab Industriezonen bei Saporischschja
  • Kreml-Sprecher nennt Einsatz in Ukraine “sehr schwierig”
  • Kanada und Lettland bilden gemeinsam ukrainische Soldaten aus

 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sieht die europäische Sicherheitsordnung auf Dauer zerstört. Es gebe sie nicht mehr, sagte Steinmeier in einem Interview der deutschen Landesrundfunkanstalt rbb. Grund sei allein der russische Überfall auf die Ukraine. “Und die Prognose, die ich für die nähere Zukunft habe, die hören nicht alle gerne.” Auch ein Ende des Ukraine-Kriegs bedeute keine Rückkehr in die alte Sicherheitsphilosophie. Es werde eine neue Situation geben, in der sich “Europa auf der einen Seite, Russland auf der anderen Seite zunächst einmal voreinander schützen”, sagte das deutsche Staatsoberhaupt. Die Philosophie einer gemeinsamen Sicherheit werde auf lange Sicht nicht mehr das gemeinsame Konzept sein. “Das ist bedauerlich, und ich bedaure das mit vielen, aber das ist Folge dieses Überfalls auf die Ukraine.”

Leuchtspuren am Himmel zeigen den Einsatz von Raketenwerfern in der Region Bachmut in der Urkaine

Einsatz von Raketenwerfern durch die ukrainischen Streitkräfte bei Bachmut

Ukrainischer General meldet Rückzug russischer Truppen aus Teilen Bachmuts

Russische Truppen haben sich nach Angaben des Befehlshabers der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, aus einigen Gegenden der seit Monaten heftig umkämpften Stadt Bachmut zurückgezogen. Demnach sind die russischen Truppen in der östlichen Region Donezk an einigen Stellen der Front um bis zu zwei Kilometer zurückgefallen. “Unsere Verteidigungskräfte halten die Front und hindern den Feind am Vormarsch”, erklärte Generalobert Syrskyj. Er fügte hinzu, dass seine Truppen rund um Bachmut Gegenangriffe starteten.

Nach Syrskyjs Darstellung sind die bei Bachmut eingesetzten Kampfverbände der Söldnertruppe Wagner an einigen Abschnitten durch reguläre russische Armee-Einheiten ersetzt worden. Diese weniger gut ausgebildeten Einheiten seien nun geschlagen worden, sagte Syrskyj. Allerdings gehe die Schlacht um Bachmut weiter. 

Porträt von Generaloberst Oleksandr Syrskyj, Chef der ukrainischen Landstreitkräfte, für einer Flagge in den ukrainischen Landesfahnen und einem Wappen

Generaloberst Oleksandr Syrskyj, Chef der ukrainischen Landstreitkräfte

Die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Malijar versicherte ihrerseits auf Telegram, dass Kiews Truppen “im Laufe des vergangenen Tages keine einzige Stellung in Bachmut verloren” hätten. Von unabhängiger Seite ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

Russen plündern laut Kiews Generalstab Industriezonen bei Saporischschja

Parallel zur Evakuierung der Zivilbevölkerung in der russisch kontrollierten Region Saporischschja im Süden der Ukraine haben die Besatzer nach Angaben aus Kiew auch mit der Plünderung und Demontage in den dortigen Industriezonen begonnen. Zudem seien etwa in Enerhodar alle medizinischen Einrichtungen der Stadt vollständig geplündert worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Die gesamte medizinische Ausrüstung sei nach Simferopol auf die ebenfalls russisch besetzte Halbinsel Krim gebracht worden. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Ein Mann auf einem Fahrrad und ein Mann, der mit einem Mobiltelefon telefoniert, stehen auf einer unbefestigten Straße, im Hintergrund ist ein zerstörtes Hasu zu sehen, Region Saporischschja in der Ukraine

Zerstörung in der russische besetzten Region Saporischschja im Süden der Ukraine

In Erwartung einer ukrainischen Offensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete haben die russischen Besatzungsbehörden vor einiger Zeit begonnen, die Umgebung des Kernkraftwerks Saporischschja zu evakuieren und die Zivilbevölkerung in Richtung Süden zu bringen.

Kreml-Sprecher: Einsatz in der Ukraine “sehr schwierig”

Der russische Militäreinsatz in der Ukraine gestaltet sich nach den Worten von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow “sehr schwierig”. Bestimmte Ziele seien aber erreicht worden, sagt Peskow laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. So habe dem ukrainischen Militär großer Schaden zugefügt werden können. Das werde fortgesetzt. Russland spricht offiziell nicht von einem Krieg in der Ukraine, sondern weiterhin von einem Sondereinsatz.

Selenskyj macht Ukrainern weiter Mut

Mit ausländischer Unterstützung würden die russischen Besatzer aus dem Land vertrieben, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache: “Wir werden dem Feind nicht ein einziges Stück unseres Landes überlassen – die Tyrannei wird nirgendwo herrschen.” Schon jetzt werde in der Ukraine der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes vorbereitet, sagte Selenskyj. “Wir müssen Freiheit, Sicherheit und Europa in das gesamte ukrainische Land zurückbringen.”

Kanada und Lettland bilden gemeinsam ukrainische Soldaten aus

Kanadische und lettische Streitkräfte beginnen am Montag mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten in Lettland. “Die Ausbildung erfolge im Rahmen kanadischer Militäreinsätze und -ausbildungen in Europa, die der Stärkung der NATO und der Unterstützung der Ukraine dienen, sagte Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand vor Journalisten in Ottawa bei einem Besuch ihrer lettischen Kollegin Inara Murniece. “Wir müssen die Ukraine weiterhin gemeinsam unterstützen, denn die Kosten der Untätigkeit sind viel höher als die Kosten unserer Militärhilfe”, fügte Anand hinzu.

Drei ukrainischen Soldaten schauen aus den Luken eines mit Tarnnetzen abgedeckten Kampfpanzers

Ukrainischer Panzereinsatz an der Frontlinie bei Bachmut

Kanada hat sich verpflichtet, die Ukraine mit mehr als acht Milliarden kanadischen Dollar (5,4 Milliarden Euro) zu unterstützen, insbesondere in Form von finanzieller, militärischer und humanitärer Hilfe. In Osteuropa hat das nordamerikanische Land mehr als 1100 Soldaten stationiert, 800 davon in Lettland.

qu/ww (dpa, rtr, afp, rbb)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.