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Katholischer Kardinal George Pell gestorben

Wie sein Privatsekretär mitteilte, starb George Pell am Dienstag nach einer Routineoperation im Alter von 81 Jahren. Noch in der vergangenen Woche saß Pell ganz nah am Sarg des gestorbenen Papstes Benedikt XVI., mit dem ihn eine theologische Freundschaft verband. Sie hatte beim Weltjugendtag 2008 in Sydney begonnen, den der Australier Pell als Oberhaupt der dortigen katholischen Kirche quasi als Gastgeber begleitete.

Kardinal George Pell und Papst Benedikt

Mit Papst Benedikt XVI. (r.) verband George Pell eine enge Freundschaft

Der amtierende Papst Franziskus nannte ihn nach der Trauerfeier für Benedikt XVI. “einen Großen”. Das war keineswegs Ironie, sondern eine bewusste Geste; im Licht des so baldigen Todes von Pell sogar eine “lebenswichtige”. Es war eine förmliche Rehabilitation.

Der tiefe Fall des George Pell

Denn der konservative Theologe, der von 2014 bis 2017 als Verantwortlicher für Wirtschafts- und Finanzfragen einer der mächtigsten Männer im Vatikan war, geriet durch einen wie sich später herausstellte unberechtigten Vorwurf sexuellen Missbrauchs ins Abseits.

2018 wurde er vor einem Strafgericht in Melbourne wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs angeklagt und 2019 zu Unrecht zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. 2020 wurde er in letzter Instanz freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen. Danach kehrte er nach Rom zurück.

Unbequemer Finanzexperte

Papst Franziskus hatte Pell 2014 zum Leiter des neu geschaffenen Wirtschaftssekretariates gemacht. Damit sollte Pell die Geldtöpfe und -ströme in der Kurie strukturieren und kontrollieren. Und in der traditionell von Italienern geprägten Kurie kam die direkte und mitunter ruppige Art des hünenhaften Australiers nicht gut an.

Kardinal George Pell und Papst Franziskus

Papst Franziskus (r.) machte George Pell zum Finanzchef des Vatikans – und nannte ihn erst kürzlich einen “Großen”

Sein Hauptwidersacher war der damals einflussreichste Mann im Staatssekretariat, der Sarde Giovanni Angelo Becciu. Inzwischen ist Becciu entmachtet; das Staatssekretariat erlebte einen handfesten Finanzskandal mit Millionenverlusten und Franziskus setzt jene Reformen durch, die Pell damals vorschlug.

Nach Pells Tod sind derzeit noch 125 der 223 Kardinäle der Weltkirche unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl stimmberechtigt.

mak/bru (kna, afp, rtr, dpa)