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Donnerstags EZB-Zinsentscheidung: Werden die Zinsen steigen?

Zinserhöhungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht in der Tat vor einer herausfordernden Entscheidung in Bezug auf die Zinssätze bei ihrer bevorstehenden Sitzung. Die Markterwartungen waren in den letzten Wochen ziemlich volatil, was die Unsicherheit um die Entscheidung widerspiegelt.

Anfang September ging der Markt weitgehend davon aus, dass die Möglichkeit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte (Bp) durch die EZB auf ihrer September-Sitzung unwahrscheinlich ist, mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 20%. Diese Stimmung wurde durch schwächere als erwartete Wirtschaftsdaten beeinflusst, die auf eine Verlangsamung der Eurozone-Wirtschaft hindeuteten.

Die Aussichten haben sich jedoch rasch verändert, und die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte ist auf über 50% gestiegen. Diese Stimmungsänderung ist in erster Linie auf zunehmende Anzeichen für anhaltend hohe Inflation in der Eurozone zurückzuführen. Ein Reuters-Bericht, dem zufolge die neuen Wirtschaftsprognosen der EZB, die am Donnerstag veröffentlicht werden sollen, eine Inflation in der Eurozone für 2024 von über 3% vorhersagen, hat eine bedeutende Rolle bei dieser Verschiebung gespielt.

Trotz des Inflationsziels der EZB von 2% liegt die Kerninflation des Verbraucherpreisindex (VPI) in der Eurozone mit +5,3% im Jahresvergleich weiter deutlich über diesem Niveau. Einige EZB-Ratsmitglieder haben angedeutet, dass die Zentralbank die Geldpolitik möglicherweise weiter straffen muss, um die Inflation zu bekämpfen.

Die Warnung von EZB-Ratsmitglied Knot, dass die Anleger die Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen unterschätzen könnten, ist ein Hinweis auf diese Haltung. Obwohl es Bedenken über eine wirtschaftliche Schwäche gibt, wie den jüngsten monatlichen Rückgang der Industrieproduktion in der Eurozone um -1,1%, bestimmen die Inflationsdrücke die Debatte.

Einige Analysten glauben jedoch, dass Anzeichen einer wirtschaftlichen Schwäche die EZB veranlassen werden, ihren Zinsanhebungskurs zu unterbrechen. So erwartet beispielsweise die Toronto-Dominion Bank, dass die EZB die Zinsen nach der Sitzung am Donnerstag unverändert lässt. Der Bloomberg-Bericht, der für 2023 einen Rückgang des deutschen BIP um -0,3 % prognostiziert, zusammen mit schwachen Wirtschaftsindikatoren, unterstreicht die Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung.

In dieser Situation befindet sich die EZB in einer schwierigen Lage. Eine anhaltend hohe Inflation legt eine weitere Straffung nahe, aber eine wirtschaftliche Schwäche kann eine Pause notwendig machen. Die Kommentare von EZB-Vorstandsmitglied Schnabel, dass die wirtschaftliche Verlangsamung möglicherweise eher langfristige strukturelle Verschiebungen als nur konjunkturelle Kräfte widerspiegelt, deuten auf die Bereitschaft hin, Zinserhöhungen trotz einer Verlangsamung in Betracht zu ziehen.

Letztendlich wird die Entscheidung der EZB von ihrer Einschätzung des Gleichgewichts zwischen Inflationsdruck und Wirtschaftswachstum abhängen. Die Zentralbank steht vor einer „Verlust-Verlust“-Situation, da sowohl Zinserhöhungen als auch unveränderte Zinsen Risiken und Konsequenzen mit sich bringen. Die Entscheidung wird von den Finanzmärkten und politischen Entscheidungsträgern genau beobachtet werden, und ihr Ergebnis wird erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone haben.