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Ukraine aktuell: Gazprom bastelt sich neue Argumente im Streit um Gas-Turbine

 

Das Wichtigste in Kürze

  • Russen greifen Ukraine an mehreren Fronten an
  • Gazprom bastelt an weiteren Argumenten, um Rückgabe von Gas-Turbine zu verhindern
  • Selenskyj: Schröders Aussagen sind “widerlich”
  • Ukraine erhöht Ernteprognose für Getreide
  • US-Senat ratifiziert NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands

 

Der ukrainische Generalstab meldet erhebliche Aktivitäten der russischen Armee im Osten, Süden und Nordosten des Landes. In der Region Charkiw im Nordosten haben Russen demnach ein Dutzend Ortschaften unter Feuer genommen. Auch in der Nähe der Stadt Kramatorsk im Zentrum der Ukraine seien acht Kommunen beschossen worden.

Russlands Angriff auf die Ukraine geht in der Region Charkiw weiter

Geschüzstellung der ukrainischen Armee bei Charkiw

Im südukrainischen Gebiet Cherson sei ein weiterer russischer Bodenangriff gescheitert, heißt es im Lagebericht. Darüber hinaus ist von massiven russischen Luftangriffen die Rede. Unabhängig überprüfen lassen sich die Berichte aus den umkämpften Gebieten nicht.

Gazprom versucht, Nord Stream 1-Turbine politisch zu instrumentalisieren

Mit neuen Finten versucht Russland, die Rückgabe der in Deutschland bereitstehenden Siemens-Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 zu verhindern. Die Rückführung nach Russland sei wegen der gegen Moskau verhängten Sanktionen “unmöglich”, teilte Gazprom mit. In einer Erklärung wiederholte der russische Energiekonzern zudem seine alten Argumente: Unklarheiten bei der aktuellen Situation bezüglich der vertraglichen Verpflichtungen von Siemens und fehlende Dokumente aus Deutschland. Alles zusammen mache den Rücktransport unmöglich.

Mülheim Bundeskanzler Scholz bei Siemens Energy Nord-Stream-Gasturbine

Kanzler Scholz nimmt bei Siemens Energy die Nord-Stream-Gasturbine in Augenschein

Zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Russland vorgeworfen, die Lieferung der wichtigen Turbine zu blockieren, um die gelieferte Gasmenge weiterhin zu drosseln. Für Verzögerungen beim Rücktransport der Gas-Turbine sei einzig Russland verantwortlich. Mit dem Fehlen der Siemens-Turbine, die in Kanada gewartet worden war, hatte Gazprom die Reduzierung der Gaslieferungen nach Deutschland auf inzwischen nur noch 20 Prozent des möglichen Umfangs begründet.

Deutschland versucht händeringend den Gasverbrauch zu drosseln und noch mehr alternative Energiequellen zu schaffen, um die durch die ausbleibenden Gaslieferungen aus Moskau entstandene Lücke, vor allem mit Blick auf den Winter, zu schließen.

Selenskyj nennt Verhalten von Altkanzler Schröder “widerlich”

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den deutschen Alt-Kanzler scharf kritisiert. “Es ist einfach widerlich, wenn ehemalige Führer mächtiger Staaten mit europäischen Werten für Russland arbeiten, das gegen diese Werte kämpft”, sagte Selenskyj.

Ukraine Russland Krieg Präsident Selenskyi

Präsident Selenskyi äußert sich nicht zimperlich. Ekelhaft und widerlich nennt er die Russlandnähe von Altkanzler Schröder

Gerhard Schröder hatte nach einer Moskau-Reise Russland als verhandlungsbereit dargestellt. Vielleicht könne man die Einigung bei Getreide-Exporten langsam zu einem Waffenstillstand ausweiten, hatte Schröder in einem Interview gesagt.

Gerhard Schröder und Wladimir Putin

Gerhard Schröder (r.) mit seinem “Männerfreud”, Kremlchef Wladimir Putin (Archivbild)

Die ukrainische Führung hält die Aussagen für unglaubwürdig, wonach Kremlchef Wladimir Putin zu Friedensverhandlungen bereit sei. “Es gibt nichts Zynischeres als die Behauptungen der Putin-Anhänger, dass Russland bereit ist zu Verhandlungen”, schrieb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf seinem Twitter-Kanal. Der tägliche Beschuss ukrainischen Territoriums sage etwas anderes aus.

Ukraine erhöht Ernteprognose trotz Krieg

Die Ukraine hat trotz des laufenden russischen Angriffskriegs ihre Ernteprognose für dieses Jahr um rund zehn Prozent angehoben. Erwartet werden nun 65 bis 67 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten statt der anfänglichen 60 Millionen Tonnen, heißt es in einer Regierungsmitteilung. Laut Ministerpräsident Denys Schmyhal sind bereits jetzt zwölf Millionen Tonnen der neuen Ernte eingefahren. “Insgesamt haben wir im Juni 3,2 Millionen der erforderlichen 5 Millionen exportiert”, unterstrich der Regierungschef. Der Export steige dabei schrittweise per Eisenbahn, Straße und über die Donauhäfen. Der wieder angelaufene Export über die Schwarzmeerhäfen bei Odessa schaffe weitere Möglichkeiten.

Ukraine | Getreideernte

Getreideerente im Süden der Ukraine

Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreide-Exporteuren weltweit. Wegen der ausbleibenden Ausfuhren und den auch dadurch steigenden Lebensmittelpreisen hat sich die Hungerkrise in vielen Ländern verschärft. Vor allem ost- und nordafrikanische Länder wie Somalia, Ägypten oder Libyen sind von Lieferungen aus den beiden Ländern abhängig.

US-Senat für NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands

Mehr als zwei Drittel des US-Senats haben dem Beitritt Finnlands und Schwedens zur NATO zugestimmt. Der Beitritt der beiden Nordländer im Zuge des Ukraine-Krieges ist die bedeutendste Erweiterung des 30 Mitglieder zählenden Bündnisses seit den 90er-Jahren.

NATO-Beitritt Finnland und Schweden I Jens Stoltenberg

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit den Beitrittsprotokollen der Nordländer

Erst nach der Ratifizierung durch alle Mitgliedstaaten sind die Länder durch die Verteidigungsklausel geschützt. Diese besagt, dass ein Angriff auf einen Verbündeten ein Angriff auf alle ist. Russland hat Schweden und Finnland wiederholt vor einem NATO-Beitritt gewarnt,.

Guterres fordert Steuer auf Übergewinne der Energiekonzerne

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat Öl- und Gaskonzernen eine “groteske Gier” vorgeworfen und eine Steuer auf ihre Übergewinne gefordert. Weltweit müssten die Regierungen dafür sorgen, dass die im Zuge der Energiekrise wegen des Krieges in der Ukraine erzielten übermäßigen Gewinne der Energiekonzerne besteuert werden, sagte er vor der Presse.

qu/bru (dpa, rtr ,afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.