Das Wichtigste in Kürze:
- Selenskyj droht mit Vergeltung
- Rotes Kreuz bietet Hilfe an
- Warnung vor Verstößen gegen AKW-Sicherheitsmaßnahmen
Nach dem folgenschweren Angriff auf ein Gefängnis im Osten der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland vorgeworfen, einen Massenmord an ukrainischen Kriegsgefangenen begangen zu haben. “Ich habe heute die Informationen über den Angriff der Besatzer auf Oleniwka in der Region Donezk erhalten”, sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner täglichen Ansprache. Es handele sich um ein “absichtliches Kriegsverbrechen”, für das es “Vergeltung” geben werde.
Der ukrainische Präsident nannte die Zahl von “mehr als 50 Toten”. Die Haftanstalt in Oleniwka, in der ukrainische Kriegsgefangene festgehalten wurden, war am Freitag bombardiert worden. Danach beschuldigten sich Russland und die Ukraine gegenseitig, für den Angriff verantwortlich zu sein. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es sei ein von den USA gelieferter Himars-Raketenwerfer dabei eingesetzt worden. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte hingegen, die russische Armee habe die Haftanstalt bombardiert.

Ausgebrannter Schlafsaal des Gefängnisses in Oleniwka: Gegenseitige Schuldzuweisungen
Nach russischen Angaben waren in Oleniwka in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region ukrainische Kriegsgefangene inhaftiert, unter ihnen Mitglieder des Asow-Regiments. Über die Zahl der Opfer gab es unterschiedliche Angaben. Der Anführer der pro-russischen Separatisten in Donezk, Denis Puschilin, sprach von 47 Toten.
Rotes Kreuz bietet Hilfe an
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich um Zugang zur angegriffenen Haftanstalt Oleniwka. Die Organisation will dabei helfen, die Verwundeten in Sicherheit zu bringen. Das IKRK habe zudem die Bereitstellung von medizinischem Material, Schutzausrüstung und forensischem Material angeboten. Die Versorgung der lebensgefährlich Verletzen habe jetzt Priorität. Zudem sollte mit den Toten würdevoll umgegangen werden, heißt es in einem Statement.
“Wir haben um Zugang gebeten, um den Gesundheitszustand aller Personen, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs vor Ort befanden, zu ermitteln. Wir stehen auch in Kontakt mit den Familien und nehmen ihre Wünsche und Anfragen entgegen”, so das IKRK. Angehörige wurden aufgefordert, sich beim Roten Kreuz in Genf zu melden.
Warnung vor Verstößen gegen AKW-Sicherheitsmaßnahmen
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA, Rafael Grossi, hat sich besorgt über die Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja gezeigt. “Die Situation ist nicht tragbar”, sagte er der DW. Das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas wurde von der russischen Armee Anfang März erobert.

Mitte Juli wurden von ukrainischer Seite Vorwürfe erhoben, russische Truppen würden das Areal des AKW Saporischschja für Raketenangriffe auf die benachbarte Region Dnipro nutzen. Die ukrainische Armee setzte nach eigenen Angaben Kampfdrohnen am besetzten Atomkraftwerk ein, wobei russische Luftabwehr und ein Mehrfachraketenwerfer zerstört worden seien.
Grossi plant, mit einem Expertenteam das Kraftwerksareal zu inspizieren. Dabei solle überprüft werden, ob in der Nähe der Reaktoren Sprengstoff und anderes Material gelagert werde und wie es dem Personal gehe. Es gebe dort eine Kombination aus Verstößen gegen alle möglichen nuklearen Sicherheitsmaßnahmen. “Wir müssen dort eine unverzichtbare Inspektionstätigkeit durchführen, an der wir seit Beginn des Krieges gehindert werden”, so der IAEA-Chef.
AR/fw (afp, dpa, dw, rtr, icrc.org)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.