Das Wichtigste in Kürze:
- US-Minister Blinken und Austin trafen Selenskyj in Kiew
- Asovstal-Stahlwerk in Mariupol wieder unter Beschuss
- EU plant Sanktionen auf russisches Öl
- OSZE fordert Freilassung von vier gefangenen Mitarbeitern
Die USA haben ihre Solidarität mit der Ukraine durch den Besuch einer ranghohen Regierungsdelegation in Kiew untermauert. Wie das Außenministerium in Washington inzwischen bestätigte, trafen US-Außenminister Antony Blinken und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Sie sagten weitere US-Hilfen in Höhe von 322 Millionen US-Dollar (umgerechnet 298 Millionen Euro) zu.
“Damit werden die von der Ukraine benötigten militärischen Fähigkeiten unterstützt, insbesondere der Kampf im Donbass”, sagte ein Beamter des US-Außenministeriums. “Diese Hilfe wird den ukrainischen Streitkräften auch bei der Umstellung auf fortschrittlichere Waffen und Luftabwehrsysteme helfen, die im Wesentlichen NATO-fähig sind.” Die gesamte US-Sicherheitshilfe für die Ukraine seit der Invasion belaufe sich damit auf etwa 3,7 Milliarden Dollar.

Auf ein Treffen mit hochrangigen US-Ministern hat Präsident Wolodymyr Selenskyj lange hingearbeitet
Am Samstag hatte die ukrainische Seite bekannt gegeben, dass die beiden amerikanischen Regierungsvertreter am Sonntag in die ukrainische Hauptstadt reisen würden. Selenskyj kündigte an, sie um mächtigere Waffen im Krieg gegen Russland zu bitten.
Asow-Stahlwerk in Mariupol wieder unter Beschuss
Russland setzt laut ukrainischen Angaben seine Angriffe auf das belagerte Stahlwerk in der umkämpften und großteils zerstörten Hafenstad Mariupol fort. Das von ukrainischen Kämpfern gehaltene Werk Asowstal liege unter kontinuierlichem Beschuss, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak auf Twitter. Es werde mit schweren Bomben aus der Luft und Artillerie angegriffen. Russland hat die in dem Stahlwerk ausharrenden Soldaten der Ukraine wiederholt zur Kapitulation aufgefordert.

Dieses von ukrainischer Seite veröffentliche Bild soll Soldaten und Zivilisten in den Bunkern des Asov-Stahlwerks zeigen, verifizieren lässt sich das nicht
Kiew hat Moskau angesichts der schwierigen Lage der in dem Stahlwerk eingeschlossenen Kämpfer und Zivilisten Verhandlungen angeboten. Bei einer “Sonderrunde” könne über den Austausch von Militär gesprochen werden, teilte Podoljak auf Twitter mit.
Krywyj Rih bereitet sich auf russische Attacke vor
Die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Krywyj Rih, bereitet sich auf einen Angriff russischer Truppen vor. Die ukrainischen Streitkräfte rechneten mit einer Offensive in den kommenden Tagen, schrieb der örtliche Militärchef Oleksandr Wilkul im Online-Dienst Telegram. Man habe mehrstufige Verteidigungslinien aufgebaut und versuche, Zivilisten aus gefährdeten Gebieten zu bringen. Krywyj Rih ist unter anderem dank der Einsenerz-Förderung ein wichtiges Industriezentrum für die Ukraine. Die Stadt liegt nördlich von Cherson, das als erste große Stadt schon zu Beginn des Krieges von russischen Truppen besetzt wurde. In den vergangenen Wochen wurde die Stadt wiederholt Ziel von Raketenangriffen.
EU plant Sanktionen auf russisches Öl
Die Europäische Union bereitet weitere Sanktionen gegen Russland vor. “Wir arbeiten an einem sechsten Sanktionspaket, und eines der Themen, die wir in Betracht ziehen, ist eine Form von Ölembargo. Wenn wir Sanktionen verhängen, müssen wir dies auf eine Weise tun, die den Druck auf Russland maximiert und gleichzeitig den Kollateralschaden für uns selbst minimiert”, sagt der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Valdis Dombrovskis, der Zeitung “Times”.
OSZE fordert Freilassung von Mitarbeitern im Donbass
Die Spitze der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die sofortige Freilassung von vier lokalen Mitarbeitern im Osten der Ukraine gefordert. Sie seien in Gebieten der Bezirke Luhansk und Donezk festgenommen worden, die nicht unter der Kontrolle der Regierung in Kiew stehen. “Sie werden schon seit einiger Zeit ohne Anklage festgehalten, und die OSZE und ihre Familien werden nicht ausreichend über ihre Situation informiert”, sagte der polnische Außenminister und derzeitige OSZE-Vorsitzende Zbigniew Rau.

Das umkämpfte riesige Asov-Stahlwerk im Hintergrund auf einem von russischen Staatsagenturen veröffentlichten Bild
Die in Wien ansässige OSZE hatte Ende Februar beschlossen, ihre internationalen Beobachter angesichts der russischen Invasion außer Landes zu bringen. Die unbewaffneten Experten überwachten vor allem die Waffenstillstandslinie zwischen staatlichen Truppen und prorussischen Separatisten in der Ostukraine. Nach dem Abzug blieben ukrainische Mitarbeiter zurück.
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
qu/ack (dpa, rtr, afp)