Deutsche Nachrichtenveranstaltungen finden statt

Ukraine aktuell: Viele Tote bei Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Viele Tote bei Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besucht Ukraine
  • Selenskyj prangert Kriegsgräuel in Borodjanka an 
  • USA: Kriegsausgang ist “eine offene Frage”
  • Russland nennt eigene Verluste eine “Tragödie”

 

Bei einem Angriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind zahlreiche Menschen getötet worden. Der Chef der ukrainischen Eisenbahnen, Olexander Kamischyn, sagte, zwei Raketen seien eingeschlagen. Tausende Menschen hätten in Kramatorsk darauf gewartet, in Sicherheit gebracht zu werden. Nach Angaben des Gouverneurs der Region, Pawlo Kyrylenko, gab es mindestens 50 Todesopfer und rund 100 Verletzte.

Die Stadt liegt in jenem Teil des umkämpften Gebiets Donezk, der von der Ukraine kontrolliert wird. Prorussische Separatisten erheben Anspruch auf das gesamte Verwaltungsgebiet.

“Dies ist das grenzenlose Böse” 

Russland hatte angekündigt, sich militärisch künftig auf die “Befreiung” des Donbass zu konzentrieren. Die Regionalbehörden forderten die Bewohner der Region daher auf, in Richtung Westen zu fliehen.

Video ansehen 01:44

Bahnhof in Kramatorsk beschossen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf dem Kreml in einer ersten Reaktion vor, die Zivilbevölkerung seines Landes “zynisch zu vernichten”. “Dies ist das grenzenlose Böse”, schrieb er auf Twitter. “Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören.” Das russische Verteidigungsministerium wies die Verantwortung für den Beschuss hingegen zurück.

Mit Entsetzen hat sich die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zur mutmaßlichen Bombardierung des Bahnhofs geäußert. Noch an den Vortagen des Angriffs habe die Hilfsorganisation von dort aus Patienten mit einem Krankentransportzug evakuiert, teilte Ärzte ohne Grenzen in Berlin mit. “Wir sahen hunderte Menschen dicht gedrängt im Bahnhof, die versuchten, zu entkommen”, berichtete Nothilfekoordinator Christopher Stokes. Es sei nun zweifelhaft, ob das Hilfswerk für weitere Evakuierungen nach Kramatorsk zurückkehren kann.

Von der Leyen in Butscha: “Das grausame Gesicht von Putins Armee”

Als erste westliche Spitzenpolitiker haben sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach Bekanntwerden der mutmaßlichen Kriegsverbrechen im Kiewer Vorort Butscha vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Die deutsche Politikerin sah sich unter anderem 20 exhumierte Leichen aus einem Massengrab an und entzündete in einer Kirche Kerzen für die Opfer der Gräueltaten. “Wir haben das grausame Gesicht von Putins Armee gesehen, wir haben die Rücksichtslosigkeit und die Kaltherzigkeit gesehen, mit der sie die Stadt besetzt hat.” Die ganze Welt trauere mit den Menschen in Butscha.

Ukraine-Krieg - von der Leyen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen neben EU-Chefdiplomat Josep Borrell in Butscha

Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten versprach von der Leyen der Ukraine eine beschleunigte Entscheidung über den Start eines Aufnahmeprozesses in die Europäische Union. “Die Entscheidungsfindung wird nicht wie üblich eine Frage von Jahren sein, sondern eine Frage von Wochen, denke ich”, sagt von der Leyen. Während Russland wirtschaftlichem, finanziellem und technologischem Verfall entgegengehe, bewege sich die Ukraine in Richtung einer europäischen Zukunft, sagte von der Leyen.

Video ansehen 04:42

Gespräch mit DW-Reporterin Alexandra von Nahmen in Kiew

Slowakei erhält Patriot-Flugabwehrsystem

Von der Leyen wird von einer Delegation begleitet, der neben Borrell auch der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger und mehrere EU-Parlamentarier angehören. Die Reise sei ein “deutliches Zeichen der Unterstützung für die Ukrainer”, sagte von der Leyen auf dem Weg nach Kiew. Das Land brauche dringend Hilfe.

Die US-Streitkräfte kündigten an, ein modernes Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot in die Slowakei zu verlegen. Damit soll eine Lücke in der Landesverteidigung geschlossen werden – der slowakische Ministerpräsident hatte auf der Reise nach Kiew bekannt gegeben, dass sein Land der Ukraine ihr S-300 Flugabwehrsystem geschenkt habe. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, das Patriot-System und die dazugehörigen US-Soldaten würden für einen zunächst unbestimmten Zeitraum “in den kommenden Tagen“ im Osten der Slowakei ankommen. Sie befänden sich bereits in Europa.