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Ukraine aktuell: Rotes Kreuz sorgt sich um Mitarbeiter in Mariupol

Das Wichtigste in Kürze:

  • Rotes Kreuz: Kein Kontakt zu Mitarbeitern in Mariupol
  • Ukraine: Beschuss auf Städte im Süden des Landes
  • Selenskyjs Warnung an Kollaborateure
  • Austausch von Gefangenen

Die Situation in Mariupol wird nach Aussage des Ukrainischen Roten Kreuzes von Tag zu Tag schlimmer. Die stellvertretende Generaldirektorin des Roten Kreuzes in der Ukraine, Olena Stokoz, sagte im DW-Interview, sie hätten seit mehr als einer Woche nichts mehr von ihren Mitarbeitern in Mariupol gehört. Es gebe auch Schwierigkeiten mit ihren Fahrzeugen dort, sie seien teilweise zerstört. Und nicht zum ersten Mal habe es Angriffe mit Molotow-Cocktails auf das Büro des Roten Kreuzes gegeben.

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Situation in Mariupol weiter dramatisch

Stokoz bestätigte, dass ein Konvoi nach Mariupol am Freitag wieder umkehren musste. Er war zu Evakuierungen unterwegs. “Wir kamen nur bis Berdjansk. Dort wurden wir von russischen Truppen gestoppt.” Man habe dann aber Menschen wegbringen können, die es selbst aus Mariupol bis Berdjansk geschafft hätten.

Ein weiterer Evakuierungsversuch aus Mariupol solle an diesem Samstag versucht werden, teilte das Rote Kreuz mit. Wichtige Details, wie der genaue Zeitplan und der Bestimmungsort des Konvois, müssten noch ausgearbeitet werden.

Ukraine: Beschuss auf Städte im Süden des Landes

Russische Truppen haben in der Nacht nach ukrainischen Angaben mehrere Großstädte im Süden des Landes mit Raketen beschossen. Das ukrainische Militär erklärte, seine Luftabwehr habe einen versuchten Angriff auf kritische Infrastruktur im Hafen von Odessa am Schwarzen Meer verhindert. Der Gouverneur von Odessa, Maksym Marchenko, sagte, drei Raketen hätten aber ein Wohnviertel getroffen. Es habe Verletzte gegeben. Die Raketen seien von einem Iskander-Raketensystem auf der Krim abgefeuert worden, der Halbinsel, die 2014 von Russland annektiert wurde. Russland bestreitet Angriffe auf Zivilisten. In Odessa ist der größte Hafen der Ukraine und das Hauptquartier der ukrainischen Marine.

In der Stadt Dnipro seien zwei oder drei schwere Explosionen zu hören gewesen, berichtete das Portal “Ukrajinska Prawda” unter Berufung auf die Gebietsverwaltung. Die Umgebung der Stadt Krywyj Rih wurde demnach mit Raketenwerfern beschossen. Dabei sei eine Tankstelle in Brand geraten, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Olexander Wilkul, mit. Seinen Angaben nach setzten die russischen Kräfte Mehrfachraketenwerfer vom Typ Grad (Hagel) ein.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch diese Meldungen: Die ukrainische Hauptstadt Kiew kann sich in der sechsten Woche des Krieges erstmal aus einer versuchten Umklammerung durch russische Truppen befreien. Die militärisch bislang gescheiterten Angreifer scheinen sich, wie von Moskau angekündigt, aus dem Gebiet der Metropole komplett zurückzuziehen – und auch aus dem nördlich gelegenen Tschernihiw. 

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Teilerfolge ermutigend für Ukraine: DW-Reporter Nick Connolly

Warnung an Kollaborateure

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Menschen im russisch kontrollierten Süden des Landes ermahnt, keine Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen. In seiner Videoansprache in der Nacht zum Samstag bezeichnete er solche Leute als Gauleiter wie bei den Nationalsozialisten. “Meine Botschaft an sie ist einfach: Die Verantwortung für die Kollaboration ist unausweichlich”, sagte Selenskyj in Kiew. Nach ukrainischen Angaben versucht Russland, in den besetzten Gebieten moskautreue Verwaltungen aufzubauen.

Austausch von Gefangenen

Mehr als fünf Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges hat es ukrainischen Angaben zufolge einen weiteren Gefangenenaustausch gegeben. Die russische Seite habe 71 ukrainische Soldaten und 15 Soldatinnen aus der Kriegsgefangenschaft freigelassen und dafür ebenso viele eigene Leute übergeben bekommen, schrieb die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Facebook. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Mitte März hatte die russische Seite etwa den zwischenzeitlich entführten Bürgermeister der Stadt Melitopol freigelassen – ukrainischen Angaben zufolge im Austausch für neun russische Wehrdienstleistende.

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

fab/wa (dpa, rtr, afp, DW)